Nachrichten Ägypten | 04 Juni 2020

Ägypten: Kirche zerstört, protestierende Christen verhaftet

In Koum Al Farag, einer Ortschaft in der Nähe von Alexandria, haben die Behörden am vergangenen 20. Mai ein Kirchengebäude zerstört. Die Christen vor Ort sind traurig und empört, da die Behörden geltendes Recht missachteten und die Verfolgung zunehmend eskaliert.

 

 
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In Koum Al Farag, einer Ortschaft in der Nähe von Alexandria, haben die Behörden am vergangenen 20. Mai ein Kirchengebäude zerstört. Die Christen vor Ort sind traurig und empört, da die Behörden geltendes Recht missachteten und die Verfolgung zunehmend eskaliert.

Anlass für das Eingreifen der Behörden war die Anschuldigung, die Gemeinde habe illegale Baumassnahmen durchgeführt. Tatsächlich litten die 3000 Gemeindemitglieder unter den begrenzten Platzverhältnissen. Im Gespräch mit Open Doors berichtet Gemeindediakon Bishoy: «Wir beschlossen zu Beginn des Jahres, für kirchliche Aktivitäten wie Sonntagsschulklassen zwei zusätzliche Stockwerke auf dem Kirchensaal zu bauen, was legal war. Aber sobald wir mit den Bauarbeiten begannen, griffen extremistische Muslime uns an. Glücklicherweise wurde dieser erste Angriff von gemässigten Muslimen in unserem Dorf gestoppt.» Aber die Extremisten gaben nicht auf sondern begannen kurz darauf, auf dem Feld direkt neben der Kirche eine illegale Moschee zu bauen. Das Errichten einer Moschee in nächster Nähe zu einer Kirche macht letztere nachträglich zu einem illegalen Bau.

Der Anwalt der Gemeinde schildert die Entwicklung so: «Nach wiederkehrenden Spannungen zwischen Kopten und Muslimen wegen des Kirchengebäudes erliess der Präsident des Stadtrats am 4. April 2020 einen Beschluss, das koptisch-orthodoxe Kirchengebäude […] vollständig abzureissen. Dem Abrissentscheid gingen drei Berichte über Verletzungen der Bauvorschriften voraus, obwohl das Erdgeschoss bereits vor 15 Jahren gebaut worden war.»

Zwar legte die Kirchenleitung dem Stadtrat die Baugenehmigung vor. Dieser ignorierte sie jedoch und kündigte an, die Kirche zusammen mit der Moschee abreissen zu lassen. Obwohl die Gemeinde daraufhin eine einstweilige Verfügung gegen den Abriss erwirkte, begannen 200 Sicherheitskräfte im Beisein des ersten Stadtrates am 20. Mai mit den Arbeiten.

Viele Gemeindemitglieder stellten sich vor der Kirche den Arbeitern und Beamten entschlossen entgegen und baten sie flehentlich, ihre Kirche nicht abzureissen. Bishoy schildert die dramatische Situation: «Die Polizei und einige muslimische Extremisten aus unserem Dorf beleidigten unseren Priester und schlugen ihn so heftig ins Gesicht und auf die Brust, dass er ohnmächtig wurde. Dann feuerten sie Tränengas auf uns Kirchenmitglieder ab und wurden handgreiflich. Sie verhafteten 14 Kirchenmitglieder, darunter einige Frauen und einen Mann, dessen Arm von den Angreifern gebrochen und dem die medizinische Behandlung verweigert wurde. Die Festgenommenen wurden erst am nächsten Tag freigelassen.»

Auf dem Weltverfolgungsindex 2020 steht Ägypten an 16. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.


 

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