Nachrichten Iran | 27 November 2019

«Ich bitte dich, verlass mich nie wieder»

Rachel* (im Bild, mit ihrer Tochter) zitterte in der hintersten Ecke ihres Hauses, während es laut an der Tür klopfte. Was sie nie erwartet hatte, geschah an diesem Tag – die Geheimpolizei war gekommen, um sie zu verhaften. Sie sah ihre neunjährige Tochter an, die sich in grösster Angst an ihre Brust klammerte.

 

 
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Rachel* (im Bild, mit ihrer Tochter) zitterte in der hintersten Ecke ihres Hauses, während es laut an der Tür klopfte. Was sie nie erwartet hatte, geschah an diesem Tag – die Geheimpolizei war gekommen, um sie zu verhaften. Sie sah ihre neunjährige Tochter an, die sich in grösster Angst an ihre Brust klammerte.

Dies war der Preis, den sie als Leiterin der iranischen Untergrundkirche zahlen musste.

Rachel wurde etwa 10 Jahre zuvor Christin. Als sie damals vom tiefen Gefühl der Leere hin zur erfüllenden Liebe Christi fand, dachte sie nicht einmal an Verfolgung. Ihre Schwester hatte sie in die Hauskirche mitgenommen; später, am selben Tag, erschien ihr Jesus in einem Traum. Zwei Jahre lang besuchte sie die Hauskirche und auch ihr Mann fand zu Jesus.

Zur Gemeinde kamen immer neue Gläubige, bis sie aus allen Nähten platzte. So wurden Rachel und ihr Mann nach nur zwei Jahren zu Leitern in der Gemeinde. Dies bedeutete mehr Risiken als für gewöhnliche Gemeindemitglieder, aber Rachel machte sich keine Sorgen. Die Dinge liefen erstaunlich lange gut.

Kimya* wurde geboren und wuchs in einer Gemeinde mit einer Sonntagsschule auf – was im Iran keineswegs üblich ist! Und die Kinder wussten, dass sie nicht mit anderen über die Kirche sprechen durften.

Verhaftet
An diesem Tag liess Rachel die Polizei glauben, dass sie nicht zu Hause sei. Aber als ihr Mann später Kimya in die Schule brachte, verhaftete die ­Polizei sie.

«Sie steckten mich in Einzelhaft. Ganz allein fing ich an zu weinen. Ich dachte an meine Tochter und daran, was mit ihr passieren würde.» Ihre Stimme wird leiser und Tränen erfüllen ihre Augen. Hatte sie ihre Tochter darauf vorbereitet? «Überhaupt nicht», sagt sie.
Verängstigt und allein zweifelte Rachel an ihren Entscheidungen, sie zweifelte an Gott. Wieso hatte er sie oder ihre Tochter nicht davor beschützt? «Die ersten drei oder vier Tage sprach ich nicht mit Gott. Ich war so enttäuscht von ihm.»

Nicht mehr allein
Im Gefängnis wurde sie von den Polizeibeamten verhört und beleidigt. Sie durfte niemanden anrufen. Innerhalb von zwei Wochen hatte sie 13 Kilo abgenommen.

Aber auf einmal fühlte sie sich nicht mehr allein. Als sie endlich zu ein wenig Schlaf kam, sprach Gott ihr einen Vers zu: ‹Doch obwohl er unter ihnen war und die Welt durch ihn geschaffen wurde, erkannten ihn die Menschen nicht.› (Johannes 1,10). Dies war ein Wendepunkt für Rachel. «In den ersten paar Tagen hatte ich Angst. Aber als ich den Traum hatte, begann ich wieder zu beten und spürte Gottes Gegenwart.»

Aber sie war noch immer sehr besorgt um ihre Tochter. «Manchmal denke ich an diese Tage zurück und frage mich, wie ich es geschafft habe. Ich konnte mit der Angst um meine Tochter umgehen, weil ich im Gefängnis jeden Tag für sie betete.»

Wiedervereinigung
Nach zwei langen Wochen durfte Rachel endlich ihre Tochter anrufen. «Als ich ihre Stimme hörte, fing ich an zu weinen. Meine Tochter war krank und ich fühlte mich so schlecht.»

Nach einem Monat wurde Rachel schliesslich auf Kaution freigelassen. Worte können ihr Glück, ihre Tochter endlich wieder in die Arme schliessen zu können, nicht beschreiben. «Sie liess mich nicht mehr los und sagte: ‘Mami, ich bitte dich, verlass mich nie wieder.’» Rachel wusste, dass sie früher oder später wieder im Gefängnis landen würde, wenn sie im Iran bleiben würde, und dass sie beim nächsten Mal auch ihren Mann mitnehmen könnten.

Der Familie blieb nur eine Option: Die Flucht aus dem Iran.

Ein starker Glaube – trotz allem
Und so trafen wir Rachel, ihren Mann und Kimya in einem anderen Land, wo sie nur mit Mühe und Not über die Runden kommen. Eine Familie, die von ihren Erfahrungen gezeichnet, aber in ihrem Glauben gewachsen ist.

Kimya ist trotz allem zu einer starken Gläubigen herangewachsen. Sie ist schüchtern, scheut sich aber nicht, uns ein Lied auf ihrer Gitarre zu spielen (Bild). «Das ist mein Lieblingslied», sagt sie. «Wenn ich dieses Lied singe, fühle ich mich Gott nahe.»

Ihre Hände streichen über die Saiten, während sie leise zum Herrn singt:

«Ich lege meine Sorgen, Ängste und Lasten auf deine Schultern;
Ich lege meine Hoffnung und meine Ziele vor deine Füsse;
Getrennt von dieser Welt gebe ich mich dir hin.» /

* Namen geändert

Auszug Dezember 2019 – Magazin


 

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