Überblick
Indonesien ist ein demokratisches Land mit einer freien Presse. Leider verliert seit ein paar Jahren der gemäßigte Islam an Boden und die Gesellschaft radikalisiert sich immer mehr hin zu einem zunehmend konservativeren Islam. Religiöse Minderheiten wurden in den letzten Jahren Opfer von gewalttätigen Übergriffen. Im April 2019 wurde Joko Widodo, trotz grassierender Korruption, wiedergewählt. In West-Java oder Aceh ist die Verfolgung intensiver, weil die Islamisten dort eine starke Position haben und Politik und Gesellschaft beeinflussen. In letzter Zeit hat der Präsident jedoch öffentlich die Schwierigkeiten für religiöse Minderheiten angeprangert, wenn sie ein Gotteshaus eröffnen wollen.
Die ersten Christen waren im Jahr 1511 katholische Kaufleute aus Portugal. 1605 vertrieben die Niederländer die Portugiesen und die indonesische Kirche erhielt für 300 Jahre eine protestantische Prägung. Die Erweckungen im 20. Jh. führten zu einem großen Gemeindewachstum.
Zur Situation der Christen
In Indonesien lassen sich über 300 christliche Konfessionen finden. Die wichtigsten sind die römisch-katholische Kirche, die reformierte Kirche und die lutherische Kirche. Sobald eine christliche Gemeinschaft die Botschaft des Evangeliums außerhalb ihrer Mauern zum Ausdruck bringt, gerät sie ins Visier. Protestantische Freikirchen haben es schwer, eine Genehmigung für den Bau neuer Gottesdienstlokalitäten zu erhalten. Selbst wenn sie die notwendigen gesetzlichen Anforderungen erfüllen, werden sie von den Behörden ignoriert. Die Situation verschlechtert sich daher weiter, da die Gesellschaft immer radikaler wird.
Viele Christen mit einem muslimischen Hintergrund werden in ihren Familien unter Druck gesetzt. Sie werden isoliert, beschimpft und aus dem Elternhaus vertrieben. Ein kleiner Prozentsatz der Konvertiten erlebt auch körperliche Gewalt.
Die Kinder von Christen werden oft ausgegrenzt und ebenfalls beschimpft. In manchen Gegenden verbieten muslimische Familien ihren Kindern regelmäßig den Umgang mit christlichen Kindern. Diese werden als Ungläubige beschimpft und manchmal auch von den Lehrpersonen verspottet, die sie in die hinterste Reihe des Klassenzimmers setzen.
Die Situation der Christen variiert erheblich von Region zu Region in diesem über fast 5000 Quadratkilometer großen Archipel. In mehreren Regionen und Territorien gelten zahlreiche islamische Regeln, so wie in der Provinz Aceh die Scharia. Andere Gebiete oder Inseln, wie beispielsweise auf Bali, werden vom Hinduismus oder animistischen Religionen dominiert.
Beispiel der Verfolgung
19. September 2020 – Pastor Yeremia Zanambani wurde in der Nähe von Bomba, im Intan Jaya Distrikt der überwiegend christlichen Provinz Papua, getötet. Unabhängige, von der Regierung unterstützte Untersuchungen haben ergeben, dass indonesische Soldaten für die Tötung verantwortlich gewesen sein könnten.
Verfolgung in den fünf Lebenssphären
Es gibt Warnzeichen dafür, dass sich die Situation in Indonesien verändert: der zunehmende Druck auf Konvertiten mit muslimischem Hintergrund (vor allem im gesellschaftlichen und privaten Leben); die Ermordung eines Pastors; Kirchen, die aufgrund gewalttätiger Reaktionen extremistischer Gruppen in der Nachbarschaft geschlossen wurden.
Wichtigste Mechanismen der Verfolgung
Islamischer Extremismus, religiöser Nationalismus