Wie sieht die Verfolgung in Pakistan aus?
In Pakistan sind Christen Bürger zweiter Klasse. In allen Lebensbereichen werden sie diskriminiert. Niedrige, schmutzige und entwürdigende Arbeiten sind den Christen vorbehalten – von den Behörden so gewünscht, um sie weiterhin an den Rand der Gesellschaft zu drängen. Christen sind auf politischer Ebene nicht angemessen vertreten. Obwohl es im vergangenen Jahr keine grösseren Angriffe auf Kirchen gab, kommt es fast ständig zu Übergriffen auf Einzelpersonen. Viele fühlen sich darum nicht sicher, ihre Religion frei und unbeschwert auszuüben.
Die berüchtigten pakistanischen Blasphemie-Gesetze richten sich gegen religiöse Minderheiten – so auch gegen muslimische Minderheiten –, wirken sich jedoch vor allem auf die christliche Minderheit aus. Etwa ein Viertel aller Blasphemie-Vorwürfe richtet sich gegen Christen, die nur gerade 1,8 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die Anzahl der Blasphemie-Fälle nimmt zu, ebenso wie die Anzahl christlicher Mädchen – und Mädchen anderer Minderheiten –, die entführt, missbraucht und zum Islam gezwungen werden.
Zusätzlich zur Feindseligkeit durch die Gesellschaft leiden Christen unter der Gleichgültigkeit der Behörden, die sie eigentlich schützen sollten. Die Polizei ist mehr daran interessiert, lokale Machthaber zu beschwichtigen, als das Gesetz durchzusetzen und Minderheiten zu schützen. Bei Gericht sieht es mit der gerechten Durchsetzung der Gesetze etwas besser aus, aber lange Verzögerungen sind an der Tagesordnung. Christen sitzen oft jahrelang im Gefängnis, bevor ein Urteil gefällt wird.
Die christliche Gemeinschaft fühlt sich zunehmend gefangen zwischen den islamischen Extremistengruppen, die in der Region aktiv sind, und einer Regierung, die diese Gruppen beschwichtigt. Sie fühlen sich schutzlos und können sich keiner vertrauenswürdigen Autorität zuwenden, die ihre Rechte schützt.
Wer ist von der Verfolgung am stärksten betroffen?
Muslime, die zum Christentum konvertieren, sind am stärksten von Verfolgung bedroht, sowohl von islamischen Extremistengruppen (die sie als Abtrünnige betrachten) als auch durch die eigene Familie und durch Freunde und Nachbarn, die die Konversion als Schande und Verrat an der Familie und der Gemeinschaft ansehen.
Die meisten Christen leben in der Provinz Punjab, in der es folglich häufiger zu Diskriminierungen und Intoleranz kommt. Die Provinz Sindh ist ebenfalls berüchtigt – für die Zwangsarbeit, von der auch viele Christen betroffen sind.
Treffen Sie Ruqia*
«Wir haben festgestellt, dass es gut ist, die Hände zum Himmel zu erheben, wenn wir kein Brot mehr in den Händen halten. Gott versorgt. Irgendwie bringt er uns und unsere Kinder durch diese Zeit.»
Ruqia (Name geändert), ist eine Lehrerin, die von den Überschwemmungen im Jahr 2022 betroffen war.
Was hat sich im vergangenen Jahr verändert?
Pakistan ist nach wie vor eines der Länder, in denen es am schwierigsten ist, als Christ zu leben. Immer mehr christliche Mädchen – aber auch Mädchen aus anderen Minderheiten – werden entführt, missbraucht und zur Annahme des Islam gezwungen. Ein Gesetzesentwurf zur Zwangskonvertierung wurde vom Parlament abgelehnt, nachdem Religionsgelehrte ihn als «anti-islamisch» bezeichneten und Politiker die Notwendigkeit eines solches Gesetztes bestritten haben. Die Anzahl Vorwürfe der Blasphemie, die mit der Todesstrafe geahndet wird, ist weiterhin gestiegen.
Welches sind die jüngsten Beispiele von Verfolgung?
- 30. Januar 2022 – Zwei Männer auf einem Motorrad schossen auf zwei Pastoren, die nach dem Gottesdienst die anglikanische Kirche im Nordwesten von Peshawar verliessen. Reverend William Siraj wurde durch einen Kopfschuss getötet. Sein Kollege wurde verletzt. Ihre Kirche war in Erinnerung an das Selbstmordattentat auf die All Saints-Kirche (127 Tote, darunter der Schwiegersohn von Reverend Siraj) im Jahr 2013 gegründet worden.
- 3. Januar 2022 – Der seit Juli 2012 inhaftierte Pastor Zafar Bhatti musste erleben, wie das Gericht in Rawalpindi seine lebenslange Haftstrafe in ein Todesurteil umwandelte. Sein Anwalt versuchte, die Anklage eines lokalen islamischen Führers anzufechten, der behauptete, er habe blasphemische Textnachrichten erhalten, obwohl das benutzte Telefon nicht einmal Pastor Bhatti gehörte.
- 3. Dezember 2021 – Priyantha Diyawadanage wurde von etwa 800 wütenden Menschen zu Tode geprügelt und anschliessend verbrannt. Gerüchten zufolge soll der aus Sri Lanka stammende Christ und Vater von zwei Kindern islamische Plakate zerrissen haben. Einer seiner Kollegen, der zum Zeitpunkt der Tat anwesend war, sagte, Priyantha habe die Plakate weggerückt, um dort zu reinigen.
Wie hilft Open Doors den Christen in Pakistan?
Wie in den Ländern am Persischen Golf ist Open Doors auch in Pakistan über ein Netzwerk von Partnerkirchen aktiv. Aus Sicherheitsgründen können wir nicht sagen, was wir wo tun.
Himmlischer Vater, schau mit Erbarmen auf Deine Kinder, die in Pakistan unter Unterdrückung und Ungerechtigkeit leiden und sei ihnen ganz nah. Beschütze unsere Brüder und Schwestern, die unter der täglichen Bedrohung von Gewalt oder Feindseligkeiten leben. Ermutige die Frauen, die in lieblosen oder missbräuchlichen Beziehungen verzweifeln. Schenke ihnen Deinen Frieden und eine liebende Gemeinschaft ausserhalb des Hauses. Tröste Gläubige, die zu Unrecht im Gefängnis sitzen, sorge dafür, dass sie frei kommen. Hilf Deiner Kirche in Pakistan, Salz und Licht für ihre Gemeinschaften zu sein. Amen.