Türkei

Rang im Index: 41

Wie sieht die Verfolgung in der Türkei aus?

Auf den ersten Blick schützt das türkische Rechtssystem die Religionsfreiheit. Das ist jedoch nicht die gelebte Realität für Christen in der Türkei. Der religiöse Nationalismus ist sehr stark und setzt die Christen zunehmend unter Druck.

Nationalismus und Islam sind untrennbar miteinander verbunden. Jeder, der kein Muslim ist, insbesondere jemand, der offen einen anderen Glauben auslebt, gilt als illoyal der Türkei gegenüber. Christen werden daher nicht als vollwertige Mitglieder der türkischen Gesellschaft angesehen. Sie haben nur begrenzten Zugang zu staatlichen Stellen und werden in der Privatwirtschaft diskriminiert, vor allem wenn die Arbeitgeber mit der Regierung verbunden sind. Da die Religionszugehörigkeit nach wie vor in den Personalausweisen vermerkt wird (heutzutage über einen elektronischen Chip), ist es einfach, christliche Bewerber zu diskriminieren. In den letzten Jahren hat die Regierung ausländischen Christen mit türkischen Ehepartnern und Kindern verboten, sich im Land niederzulassen.

Obwohl der Übertritt vom Islam zum Christentum rechtlich nicht verboten ist, werden die Konvertiten von ihren Familien und Gemeinschaften unter Druck gesetzt, zum Islam zurückzukehren. Wenn ihr Glaube bekannt wird,  kann ihnen eine Scheidung und der Verlust ihres Erbrechts drohen. Konvertiten aus dem Islam können ihre Religionszugehörigkeit auf dem Personalausweis legal zwar auf das Christentum ändern lassen, aber das Verfahren ist anstrengend, nd sie können durch einzelne Regierungsbeamte diskriminiert werden.

Wer ist von der Verfolgung am stärksten betroffen?

Frauen, die vom Islam zum Christentum konvertieren, sind am stärksten von Verfolgung bedroht. Wenn ihr Glaube entdeckt wird, können sie Gewalt durch ihre eigenen Familien erleiden. In den schlimmsten Fällen sind sie sexueller Gewalt ausgesetzt, was in ländlichen Gebieten häufiger der Fall ist.

Im Südosten sind die historisch gewachsenen armenische und assyrisch-syrische Kirche dem Druck der Verfolgung und Anfeindungen ausgesetzt. Seit Jahrzehnten sind sie zwischen den Rivalitäten der türkischen Armee und kurdischen Widerstandsgruppen gefangen. Nur noch wenige dieser Christen leben in dieser Region. Die meisten sind in die Westtürkei umgezogen, um dem Konflikt zu entgehen. 

Treffen Sie Hans-Jürgen Louven

«Der einzige Grund, den ich mir vorstellen kann, warum ich gezwungen wurde zu gehen, ist, dass wir gläubig sind und unseren Glauben manchmal mit den Menschen vor Ort geteilt haben.» 

Hans-Jürgen Louven, der die Türkei verlassen musste

Was hat sich im vergangenen Jahr verändert?

Der Druck auf Christen hat leicht zugenommen. Der Hauptgrund ist die Zunahme der gemeldeten Gewaltvorfälle. Die Türkei stieg somit auf dem WVI um einen Platz nach oben. Zwar wurden in den vergangenen zwölf Monaten keine Christen getötet, doch eine grössere Anzahl von Kirchengebäuden beschädigt, geschändet, in Moscheen umgewandelt oder anderweitig angegriffen.

In der Türkei gehen Islam und ein starker Nationalismus Hand in Hand. Die aggressive Rhetorik der Regierung lässt anderen Stimmen und Sichtweisen, wie z. B. dem Christentum, wenig Raum. Das Misstrauen gegenüber Christen ist gross, vor allem im Landesinneren. Grosse Teile der Gesellschaft lehnen das Christentum in einem hohen Mass ab. Das erschwert die Arbeit in der Öffentlichkeit. Und das Niveau der Diskriminierung und des Missbrauchs christlicher Asylbewerber und Flüchtlinge, einschliesslich Konvertiten aus dem Iran, Afghanistan, Syrien und anderen Ländern, war auch im vergangenen Jahr sehr hoch. 

Wie hilft Open Doors den Christen in der Türkei?

Open Doors organisiert weltweit Gebetsunterstützung für verfolgte Gläubige in der Türkei.

Ein Gebet für die Türkei 

Vater Gott, wir beten für das Zeugnis unserer Brüder und Schwestern in der Türkei. Lass ihren Glauben hell leuchten damit alle, die mit ihnen zu tun haben, darin Christus erkennen. Hilf ihnen, ein Leben zu führen, das neugierig macht, so dass mehr Menschen die Freude an der Nachfolge Jesu entdecken. Lass durch kleine Begegnungen mit Christen das Misstrauen in der Gesellschaft sinken und die Toleranz zunehmen, damit die religiöse Diskriminierung verschwindet. Amen

Map thumbnail
Ausmass der Verfolgung

Sehr hoch



Mechanismen der Verfolgung
  • Totalitarismus oder diktatorische Paranoia
  • Islamischer Extremismus
  • Religiöser Nationalismus
  • Ethnische Rivalitäten

Anzahl der Christen
170'000 (0,2 %)

Hauptreligion
Islam

Staatsform
Präsidialrepublik

Regierungschef
Präsident Recep Tayyip Erdogan

Pressemeldungen
Türkei | 02 Juli 2022
Pressemeldungen
Türkei | 06 Dezember 2021
Unsere Website verwendet Cookies


Speichern

Wir verwenden Cookies und andere Technologien auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern. Wir nutzen sie u. a., um Ihnen eine sichere Spendenmöglichkeit anzubieten und um Zugriffe auf unsere Website anonymisiert auszuwerten. Außerdem können wir so eigene YouTube-Videos auf der Website teilen. Je nach Funktion werden dabei Daten an Dritte weitergegeben und von diesen verarbeitet. Weitere Informationen über die Verwendung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können Ihre Auswahl jederzeit unter Einstellungen widerrufen oder anpassen.

Alle akzeptieren
 
Notwendige akzeptieren