Obwohl die Religionsfreiheit durch Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte garantiert ist, sind Christen aufgrund ihres Glaubens zunehmender Gewalt ausgesetzt. Der internationale Gedenktag für Menschen, die wegen ihrer Religion oder Weltanschauung Opfer von Gewalt geworden sind, macht auf die ihnen widerfahrene Ungerechtigkeit aufmerksam.
Zwischen November 2023 und Oktober 2024 sind in den 50 Ländern, in denen die Situation für Christen am schwierigsten ist, 4476 Christen aus religiösen Gründen getötet worden. Allein 3100 davon in Nigeria. Diese Zahlen stammen aus dem Weltverfolgungsindex 2025 von Open Doors.
Laut einem Bericht des Pew Research Center sind Christen die am stärksten betroffene Religionsgemeinschaft weltweit.
Beispiele für Gewalt in Nigeria und weltweit
Der zentrale Gürtel im Nordosten und im Zentrum Nigerias ist derzeit eine Zone intensiver religiöser Gewalt. Christliche Gemeinschaften sind einer Welle von Angriffen durch militante Fulani ausgesetzt. Der Sommer ist ein strategisch günstiger Zeitpunkt für Angriffe, da viele von ihnen Bauern sind und gerade ihre Felder bestellen. Die Zerstörungen und Vertreibungen vernichten ihre Lebensgrundlage und führen zur Verarmung der Christen.
13. Juli – In Nigeria wurden zwei Wanderprediger von militanten Fulani in Gwon im Bundesstaat Plateau erschossen. «Sie eröffneten das Feuer und töteten zwei Menschen. Von da an gab es viele Schüsse im Dorf, bis die Streitkräfte und Mitglieder der Miliz eintrafen und die Angreifer zurückdrängten, die sich in die Hügel zurückzogen», erklärt Solomon Daylop, ein Zeuge des Angriffs. Er erklärt, dass die wiederholten Angriffe Angst unter der Bevölkerung auslösen: «Die Menschen trauern und fürchten um ihr Leben, da sie nicht wissen, was als Nächstes passieren wird, denn die Banditen, die mehr als hundert sind, sind gut mit Waffen ausgerüstet.»
8.-14. Juni – In Nigeria wurden 218 Christen bei einer Reihe von Angriffen im Bundesstaat Benue getötet, von denen der schwerste das Dorf Yelewata traf. Es handelte sich um koordinierte Angriffe, bei denen die religiöse Komponente eine zentrale Rolle spielte. Am 11. August, gegen 7 Uhr morgens, wurde erneut ein Angriff auf Yelewata verübt. Dabei gab es drei Tote und mehrere Verletzte.
27. Juli – In der Demokratischen Republik Kongo wurden mindestens 40 Menschen, darunter 21 Gläubige, die sich fürs Gebet versammelt hatten, bei einem Angriff mit Macheten massakriert. Die ADF, eine dem Islamischen Staat angehörende Gruppe, soll hinter dem Angriff stecken.
22. Juni – In Syrien starben 24 Christen bei einem Terroranschlag auf eine Kirche in Damaskus. Der Angriff fand während der Messe statt. Er stellt das Engagement der neuen syrischen Regierung für den Schutz aller Bürger in Frage.
16. August 2023 - 16. August 2025 – Vor zwei Jahren erlebte Jaranwala einen der gewalttätigsten Angriffe auf Christen in der jüngeren Geschichte Pakistans. 10'000 Christen waren davon betroffen. Menschenmengen drangen in die christlichen Viertel der Stadt ein, plünderten Häuser, steckten 19 Kirchen in Brand und vertrieben Familien.
Aufruf zum Handeln und zum Gebet
Open Doors ruft die internationale Gemeinschaft und die Schweizer Regierung dazu auf, sich aktiv und kompromisslos gegen die Gewalt einzusetzen, der Christen und andere religiöse Minderheiten ausgesetzt sind. Es bedarf der Intervention bei den Regierungen und Entscheidungsträgern der betroffenen Länder und deren Einsatz für Frieden und Sicherheit.
Philippe Fonjallaz, Leiter von Open Doors Schweiz: «Die Gewalt, der Christen weltweit und insbesondere in Afrika südlich der Sahara ausgesetzt sind, ist unerträglich. Dieser Gedenktag der UNO für Opfer religiöser Gewalt ist eine leere Hülse, wenn Angehörige religiöser Minderheiten, insbesondere Christen, weiterhin ungestraft bedroht, angegriffen oder getötet werden, ohne dass die internationale Gemeinschaft dies ernst nimmt. Es geht nicht darum, zu gedenken, sondern zu handeln, damit religiöse Minderheiten in Zukunft ihren Glauben frei ausüben können, ohne Gefahr zu laufen, Gewalt mit den damit verbundenen Traumata zu erleiden. Dazu muss Druck auf die betroffenen Regierungen ausgeübt und die Straffreiheit, die manchmal mit diesen Übergriffen einhergeht, abgelehnt werden.»
In der Schweiz mobilisiert die Arbeitsgemeinschaft Religionsfreiheit (AGR) des Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) die Kirchen in der Schweiz, für Christen zu beten, die Opfer religiöser Gewalt geworden sind. Jedes Jahr koordiniert sie den Sonntag der Verfolgten Kirche (SVK). Dieses Jahr findet die Veranstaltung am 9. und 16. November in mehreren Dutzend Kirchen in der Schweiz statt.
Foto: Massenbegräbnis der Opfer der Anschläge vom 27. Juli in der Demokratischen Republik Kongo.