Zeugnis Ägypten | 31 August 2023

Ägypten: Er gab Gott die Schuld – heute preist er ihn

 

 
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Baher* (Bilder) ist ein Beispiel dafür, wie Verfolgung jungen Christen im Nahen Osten alle Hoffnung nehmen kann. Doch dank der Unterstützung unserer Partner hat Baher wieder Hoffnung gefunden – und seinen Weg zurück zu Gott.
Endlich hat er einen Job! Seit etwa einer Woche arbeitet der 13-jährige Baher in einem Steinbruch in Oberägypten, um seine Familie zu unterstützen. Wie immer beginnt er seinen Arbeitstag mit einem Gebet. Er bittet den Herrn, ihn zu beschützen und ihn sicher nach Hause zu bringen, denn die Arbeit ist extrem gefährlich.

An diesem heissen Sommertag schleppt er Steine. Im Bruchteil einer Sekunde der Ablenkung trifft die Schneidemaschine sein Bein, bricht ihm einen Knochen und trennt seinen Arm ab. Baher fällt in Ohnmacht und wird ins Krankenhaus gebracht.

Innerhalb eines Tages wurde Baher zu einer Person mit Behinderung, der seinem Bruder nicht mehr helfen konnte, seine Eltern und seine Schwestern zu ernähren.

«Ich hasste mich selbst und ich hasste Gott»
«Als ich mit einer Behinderung nach Hause kam, wurde mir das Ausmass der Katastrophe erst richtig bewusst. Ich gab das Leben auf. Ich hasste mich selbst und ich hasste Gott, weil ich dachte, er sei der Grund für alles, was mir zugestossen war. ‹Warum hast du mir das angetan? Ich habe nichts falsch gemacht! Ich wollte nur meiner Familie helfen!› Ich verlor meinen Arm und letztlich auch meine Einkommensquelle. Jedes Mal, wenn ich meinen einen Arm ansah, war ich völlig niedergeschlagen.»

Warum arbeitete ein Junge in diesem Alter an einem solchen Ort? Baher, heute 25 Jahre alt, erklärt: «Ich lebte mit meinen Eltern, meinem Bruder und vier Schwestern zusammen. Ab meinem vierten Schuljahr ging ich nicht mehr zur Schule, weil meine Familie das Schulgeld nicht bezahlen konnte. Meine Eltern sind alt, mein Vater ist unheilbar krank und kann nicht mehr arbeiten. Meine Mutter ist Diabetikerin und leidet an Bluthochdruck. Sie können nicht für uns sorgen, deshalb habe ich die Schule abgebrochen, um mich um sie zu kümmern. Sie verstehen zwar, wie wichtig Bildung ist, aber manchmal zwingt uns das Leben zu arbeiten, um zu überleben.»

Als er fortfährt, schwingt Traurigkeit in seiner Stimme mit. «Es war schwer für mich zu sehen, dass andere Gleichaltrige zur Schule gingen. Mit 13 Jahren begann ich, im Steinbruch zu arbeiten und half meinem älteren, verheirateten Bruder, unsere Familie zu versorgen. Mein Bruder arbeitete hart, um zwei Familien ernähren zu können.»

Junge Männer unter enormem Druck
Baher erklärt: «Die jungen Männer unserer Gemeinschaft stehen unter enormem Druck. Wir sind gezwungen, im Steinbruch zu arbeiten, da es keine anderen Erwerbsmöglichkeiten gibt. Schon allein der Gedanke, dieselbe Arbeit wie mein Bruder auszuüben, machte mir Angst, aber ich hatte keine Wahl. Die Arbeit im Steinbruch ist beängstigend. Jedes Jahr gibt es mehrere Todesfälle und Verletzungen aufgrund der gefährlichen Arbeitsbedingungen.»

Die Arbeiter in den Steinbrüchen verdienen nur wenig Geld und sind mit schrecklichen Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen konfrontiert. «Wir arbeiten mit alten und schlecht gewarteten Maschinen, die Stein und Marmor schneiden, und dies ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen. Die Klingen der Maschinen können einen Körper in Stücke zerfetzen. Daher kommt es häufig vor, dass Arbeiter im Steinbruch Gliedmassen verlieren. Hinzu kommen die erhebliche Gefahr von Stromschlägen aufgrund freiliegender Stromkabel sowie der Staub, der durch die Bohr- und Steinschneidemaschinen verursacht wird. Die Belastung durch diese Feinstaubpartikel kann zu schweren Lungenschäden und Augenkrankheiten führen.»

Alle Hoffnung verloren
Als wäre der Unfall von Baher nicht schon genug Leid für ihn und seine Familie gewesen, wurde die Familie sechs Jahre später erneut schwer getroffen. «Mein Bruder erlitt zunächst einen Stromschlag und wurde kurz darauf bei der Arbeit im Steinbruch plötzlich krank. Sein Herzschlag beschleunigte sich, er konnte nicht mehr atmen. Seine Lungen hatten sich mit dem feinen Staub gefüllt. Wir brachten ihn schnell in das nächstgelegene medizinische Zentrum, doch mein Bruder starb. Das hat mir das Herz zerrissen, und ich habe alle Hoffnung ­verloren.»

Sein eigener Unfall hatte bereits zu einer Krise in seinem Glauben an Gott geführt. Der Tod seines Bruders verstärkte seine Wut nur noch. Er kehrte der Kirche den Rücken zu.

Nach dem Tod seines Bruders war Baher der einzige Ernährer der Familie. «Ich musste weiterarbeiten, um für meine Eltern, die Frau meines Bruders und die Kinder sorgen zu können.» Baher versuchte, andere Wege zu finden, um die Familie versorgen zu können, aufgrund seiner Behinderung jedoch ohne Erfolg.

Ein Wendepunkt
Als alle Hoffnung für Baher und seine Familie ­verloren schien, kam die Wende. 

Einer unserer Partner vor Ort wandte sich an die verfolgten und ausgegrenzten christlichen Gemeinschaften in Ägypten – unter anderem auch die Steinbrucharbeiter.

Der Partner unterstützt die Steinbrucharbeiter und ihre Familien in verschiedenen Bereichen: geistlich, sozial und finanziell. Sie helfen ihnen zum Beispiel, ihre eigenen Mikroprojekte zu starten, damit sie ihren Lebensunterhalt verdienen können.

In dieser Zeit der Verzweiflung traf Baher auf Fady, einen Mitarbeiter einer unserer Partnerorganisationen. Fady erzählt: «Als ich den Raum betrat, wollte Baher zunächst nicht mit mir sprechen, und es war wirklich schwierig, mit ihm ein Gespräch anzufangen. Plötzlich explodierte Baher vor Wut und bombardierte uns mit Fragen: ‹Gibt es Gott? Wo ist Gott in meinem Leben? Wenn Gott alles unter Kontrolle hat und alles zum Guten wirkt, warum hat er mich dann verlassen? Warum hat er mich auserwählt, solche Schmerzen und eine Behinderung zu erleiden?›»

Fady antwortete: «Das ist wirklich furchtbar. Ich verstehe deine Gefühle, aber bitte verliere nicht die Hoffnung. Gott ist nicht weit weg von unseren Problemen, er hat uns nicht aufgegeben.» Als Fady gehen musste, liess er Baher einige Worte aus der Bibel da und betete, dass Gott zu dem Herzen dieses jungen Mannes sprechen möge. 

Wertvolle Unterstützung
Die Christen in Bahers Dorf werden seit Jahren verfolgt, gedemütigt und unterdrückt. Es gab auch Vorfälle, bei denen das Eigentum von Christen geplündert und verbrannt wurde. Ausserdem trauen sich die Eltern nicht mehr, ihre Töchter aus dem Haus zu schicken, weil sie befürchten, dass sie von radikalen Muslimen entführt werden könnten.

Seit diesem ersten Besuch unterstützte unsere Partnerorganisation Baher auf seinem Weg. Fady erzählt: «Zunächst halfen wir ihm, in einem Mikroprojekt mit der Schafzucht zu beginnen, damit er eine regelmässige Einkommensquelle für seine Familie hat. Auf diesem Weg haben wir ihn begleitet und ihm und seiner Familie die Liebe Jesu auf praktische Weise gezeigt. Jetzt können wir die Fortschritte und den Erfolg seines Projekts sehen.»

Baher vertraute Fady und dem Team und hörte auf ihren Rat. Er nahm auch an einer Jüngerschaftsgruppe teil, in der er mehr über Gottes Autorität und seine Gegenwart inmitten von Schwierigkeiten lernte. Und er wächst laufend in seinem geistlichen und emotionalen Leben.

«Ohne eure Unterstützung hätte ich mich nie verändert»
Als wir ihn im Frühling 2023 wiedersehen, erzählt Baher dankbar: «Meine Familie und ich gaben Gott die Schuld für unsere Traumata, aber eure Unterstützung hat uns geholfen, sie zu überwinden. Statt Gott zu beschuldigen, loben wir ihn jetzt, und wir gehen regelmässig in die Kirche. Ich bin gesegnet mit dem Mikroprojekt, das ihr mir ermöglicht habt, und kann nun für meine Familie sorgen. Wenn ihr mir nicht geholfen hättet, hätte ich keine Einkommensquelle gehabt. Ohne eure Unterstützung hätte ich mich nicht verändert. Ihr habt mir Mut gemacht und mir geholfen, meine Beziehung zu Jesus wiederherzustellen.»
UNSERE ARBEIT IN ÄGYPTEN

Baher ist einer von Hunderten von Menschen, die jedes Jahr mit Mikroprojekten unterstützt werden. 

Im Jahr 2022 haben wir 969 solcher Projekte unterstützt, 120 davon waren für Steinbrucharbeiter. 

In Ägypten hatte unsere Partnerorganisation fast 270'000 Personen in ihrem Jüngerschaftsprogramm, etwa 1000 davon sind Steinbrucharbeiter wie Baher.

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Siehe Programm

 

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