Nachrichten Ägypten | 11 Juli 2019

Ägypten: Wegen Facebook-Post im Gefängnis

In Ägypten kommen junge Christen immer mehr unter Druck. Salafistische Hacker spüren auf den sozialen Medien Accounts von Christen auf und posten darauf «blasphemische Beiträge». Anschliessend machen sie diese publik und mobilisieren so die Öffentlichkeit und die Behörden.

 

 
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In Ägypten kommen junge Christen immer mehr unter Druck. Salafistische Hacker spüren auf den sozialen Medien Accounts von Christen auf und posten darauf «blasphemische Beiträge». Anschliessend machen sie diese publik und mobilisieren so die Öffentlichkeit und die Behörden.

Vor wenigen Wochen sass die 20-jährige Nermin mit ihrer Grossmutter im Dorf Ashnin El-Nasara beim Tee. Plötzlich waren von der Strasse laute Stimmen zu hören. «Ich ging hinaus, um zu sehen, was los war», erinnert sich Nermin. «Dort sah ich Hunderte von Menschen, die Knüppel und Steine trugen. Sie riefen ‚Allah Akbar‘ und skandierten christenfeindliche Sprüche.» Die wütende Menge ging direkt auf Nermin zu. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig zurück ins Haus und schloss die Tür ab. Was war geschehen?

Vor etwa einem Monat erschienen blasphemische Beiträge auf der Facebook-Seite von Nermins 26-jährigem Bruder Fady Youssef Todary. Obwohl Fady darauf besteht, dass sein Konto gehackt wurde, entschuldigte er sich in einem Video für die anstössigen Inhalte. Ohne Erfolg: Über Facebook wurde ein Treffen zu seiner kollektiven Bestrafung organisiert. Muslime aus der ganzen Gegend kündigten ihre Teilnahme an. Glücklicherweise konnten Fady und seine Eltern sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Haus eines Verwandten verstecken. Die Angreifer drangen in ihr Haus ein und zerstörten die komplette Einrichtung.

Die Situation beruhigte sich, als die Polizei eintraf und einige der Angreifer verhaftete. Doch zum Erstaunen vieler wurde bald auch Fady in Gewahrsam genommen und ein paar Tage später ins Gefängnis geworfen. Die Polizei verhaftete sogar drei weitere Verwandte – zwei Onkel und Fadys 19-jährigen Bruder. Fadys Zukunft ist unterdessen ungewiss. Während einige der Angreifer und Fadys Verwandte bereits freigelassen wurden, muss er selbst befürchten, wegen seiner angeblichen Blasphemie verurteilt zu werden.

Vor kurzem besuchte der Nahostdirektor von Open Doors Ägypten. Seiner Einschätzung zufolge ist der Vorfall in Ashnin El-Nasara kein Einzelfall. «Meine lokalen Quellen haben mir auch von anderen Fällen erzählt, mehrere davon wurden öffentlich gemeldet.» Seiner Einschätzung zufolge passen die Facebook-Hacks in das Handlungsmuster extremistischer Salafisten: «Das ist eine gezielte Strategie, um den Christen in Ägypten zu schaden. Die Strategie einer Gruppe, die über genügend Geld verfügt, um Hacker zu beschäftigen.»


 

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