Zu sechs Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet 500 Franken wurde ein kirchlicher Leiter verurteilt. Er ist der Eigentümer eines Kirchengebäudes in Algerien und ging nun in Berufung gegangen. Seine Frau wurde ebenfalls vorgeladen.
Der Leiter einer christlichen Gemeinde in Azagher und seine Frau stehen unter ständigem Druck der algerischen Behörden. Sie standen nun kürzlich vor Gericht. Die Vorgeschichte: Im Februar 2018 wurde die Kirche aufgefordert, ihren Betrieb einzustellen. In einem Schreiben hiess es, es sei festgestellt worden, dass die Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten würden. Die Kirche schloss ihre Türen, bis die vom Ausschuss für Gebäudesicherheit geforderten Verbesserungen abgeschlossen waren.
Die Kirchenverwaltung informierte den Wali (Gouverneur) schriftlich über den Abschluss der verlangten Verbesserungen und traf sich mit den zuständigen Gemeindebeamten. Trotzdem wurde die Kirche später im Jahr 2018 von den Behörden versiegelt.
Gemeinde traf sich in einem Zelt
Die Gemeinde traf sich weiterhin zum Gottesdienst in einem Zelt, das im Kirchenhof aufgestellt wurde. Im Januar 2019 informierte die Gendarmerie den Eigentümer, dass das Zelt abgebaut werden muss. Er wurde mehrmals von der Polizei vorgeladen.
Am 20. Juni 2019 verurteilte ihn ein Gericht zu einer sechsmonatigen Haftstrafe und einer Geldstrafe von 50’000 Dinar (rund 500 Franken), weil er ein Gebetstreffen an einem Ort organisiert hatte, der nach der Verordnung 03-06 über den nichtmuslimischen Gottesdienst nicht zugelassen war. Er legte gegen das Urteil Berufung ein. Das Gericht hat ihn nun kürzlich vorgeladen, ebenso wie seine Frau, die ihm bei der Organisation des Gottesdienstes hilft.
«Stadt der Zuflucht»
Diese Kirche, die übersetzt «Stadt der Zuflucht» genannt wird, befindet sich im Dorf Azagher in der Nähe der Stadt Akbou in der Kabylei, etwa 180 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Algier. Die Gottesdienste werden von rund 400 Personen besucht. Die Gemeinde ist seit Oktober 2013 aktiv und Mitglied der Evangelischen Kirche von Algerien (EPA).
Seit November 2017 Kampagne gegen Kirchen
Seit November 2017 führt die Regierung eine systematische Kampagne gegen Christen durch. Die der EPA angeschlossenen Kirchen wurden aufgefordert, nachzuweisen, dass sie gemäß den Anforderungen der Verordnung 03-06, die den nicht-muslimischen Gottesdienst regelt, lizenziert sind. Die Regierung hat jedoch seit Einführung dieser Verordnung vor rund 20 Jahren(!) nie eine Lizenz für ein Kirchengebäude ausgestellt und sie ignoriert die Anfragen von Kirchen, ihren Status zu offizialisieren. Bis heute sind ein Dutzend EPA-Kirchen von der Regierung versiegelt worden.
Vor einigen Tagen hat die Europäische Union eine Resolution verabschiedet, in der die algerischen Behörden aufgefordert werden, die versiegelten Kirchen wieder zu öffnen.
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