Robin* (11, Bild) sitzt allein am Rand eines Spielfelds und beobachtet die anderen Kinder beim Fussballspielen. Er träumt davon, mitzuspielen, aber das ist nicht möglich.
«Ich bin Christ», erklärt er mit leiser Stimme. «Deshalb spricht niemand mit mir, niemand spielt mit mir. Sie sehen, dass ich ihnen zuschaue, aber sie laden mich nicht ein, und ich traue mich nicht, sie zu fragen.»
In der Schule ist es ähnlich: Robin wird dort nur «der Christ» genannt. Seine Augen folgen der Gruppe von Jungen, die lachend hinter dem Ball herlaufen. «Ich bin traurig», sagt er. «Ich sitze hier und fühle mich sehr einsam.»
Robins Mutter Moly* war die Erste in der Familie, die Christin wurde. Sie hatte eine Nachbarin mit einer Bibel gesehen, was ihre Neugierde weckte. Moly lieh sich das Buch aus und las es heimlich.
Kurz darauf wurde Moly schwer krank. Sie betete um Heilung und wachte am nächsten Morgen völlig gesund auf. An diesem Tag gab sie ihr Leben Christus und auch ihr Mann Jubayer* fand zum Glauben.
Aber die Freude der Familie währte nur kurz.
Eine zerbrochene Familie
Im August letzten Jahres kam es in ganz Bangladesch zu gewalttätigen Ausschreitungen, bei denen radikale Muslime begannen, Christen anzugreifen. Moly, Jubayer und Robin waren gerade in ihrer kleinen Hauskirche, als eine 50-köpfige Menschenmenge unter der Führung lokaler Imame dort eintraf. Die Familie floh, doch die Angreifer zerstörten die Kirche und verbrannten alle Bibeln, die sie finden konnten.
Seit diesem Tag hat Robin seine Eltern nie wieder zusammen gesehen. Erschüttert von dem Angriff und unter enormem familiärem Druck, kehrte Jubayer zum Islam zurück.
Kurz darauf verlangte er von Moly und Robin, dasselbe zu tun. Er stellte seiner Frau ein grausames Ultimatum: Ihren Glauben aufzugeben und zum Islam zurückzukehren, um mit ihren Schwiegereltern zu leben, oder sich scheiden zu lassen. Moly blieb standhaft und weigerte sich, Christus, der sie geheilt hatte, den Rücken zu kehren. Jubayer setzte seine Drohung in die Tat um und liess seine Frau und seinen Sohn völlig mittellos zurück. «Ich vermisse meinen Vater», sagt Robin, «aber meine Mutter kümmert sich gut um mich.»
Heute, als alleinerziehende Mutter, lebt Moly mit einer ruhigen Stärke. Die Familie ihres Mannes belästigt sie weiterhin, aber sie weiss, dass das Heil, das sie empfangen hat, weit mehr wert ist als alles, was sie verloren hat. Sie zieht ihren Sohn allein gross. Sie hat nicht viel, aber sie hat einen unerschütterlichen Glauben an Jesus. Das ist das schönste Geschenk, das sie Robin mitgeben kann.
Da es in ihrer Region keine Sonntagsschule gibt, ist Moly sowohl die Bibellehrerin als auch die ständige Quelle der Hoffnung für ihren Sohn. Sie studiert mit ihm die biblischen Geschichten, hilft ihm, Verse auswendig zu lernen und bringt ihm bei, was es bedeutet, Jesus nachzufolgen. Sie hat ihm Kolosser 2,3 beigebracht, einen Vers, den er in seinem Herzen bewahrt. «Die Weisheit kommt von Jesus», erklärt Robin. «Meine Mutter betet jeden Tag dafür, dass ich diese Weisheit empfange.»
Die Ursachen der Verfolgung
Offiziell steht es den Einwohnern Bangladeschs frei, Jesus nachzufolgen. Aber 91 % der Bevölkerung sind Muslime, und in der Realität werden Christen wegen ihres Glaubens verfolgt.
Unserem lokalen Partner Jordi* zufolge «träumen religiöse und politische Führer davon, Bangladesch zu einem muslimischen Land zu machen. Es gibt keine Region, in der Christen vollkommen in Sicherheit leben können.»
Weihnachtsfeierlichkeiten
Der Alltag von Robin und seiner Mutter ist geprägt von Einsamkeit und finanziellen Herausforderungen. Unsere Partner vor Ort haben Robins Schulgebühren übernommen, damit er eine Schulbildung und eine Zukunft hat. «Wir kennen uns nicht, aber ihr betet für mich, damit es uns besser geht», sagt Robin dankbar.
Zudem keimt mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest ein Funken Hoffnung in seinem Herzen auf: Einen Tag lang können er und seine Mutter ein wenig Wärme und Unbeschwertheit geniessen. Robin zählt schon die Tage.
«Am Weihnachtsmorgen wasche ich mir die Hände und das Gesicht. Meine Mutter bereitet ein leckeres Essen zu, dann gehen wir in unseren neuen Kleidern in die Kirche», sagt Robin lächelnd, während seine Augen vor Aufregung strahlen. «Wir haben Spass, tragen Partyhütchen, essen Kuchen und spielen mit allen zusammen, um den Geburtstag von Jesus zu feiern.»
«Ich spiele mit allen, um den Geburtstag von Jesus zu feiern.»
Robin