Der Waffenstillstand hält, die Touristen kehren nach Bethlehem zurück. Hier einige Neuigkeiten aus dem Nahen Osten.
Eine Gruppe christlicher Touristen aus Indonesien steigt vor ihrem Hotel in Bethlehem in den Bus. Die Gruppe, die aus über 40 Männern und Frauen besteht, besucht die Region Bethlehem und verbringt einige Nächte in einem Hotel, das einer christlichen Familie gehört. Während sie die Region besuchen, die als Hirtenfeld bekannt ist, kommt eine andere Gruppe von Touristen aus Paraguay in dasselbe Gebiet.
Dies sind ermutigende Zeichen. Denn auch wenn es nur wenige sind, so kehren doch endlich wieder christliche Touristen ins Westjordanland zurück – eine direkte Folge des Waffenstillstands im Gazastreifen.
Die palästinensischen Christen, die in der Region Bethlehem leben, freuen sich über diese Entwicklung, insbesondere kurz vor Weihnachten. Einige Hotels, die Christen gehören, haben wieder geöffnet, auch wenn die meisten weiterhin geschlossen bleiben. Das Gleiche gilt für bestimmte Restaurants und Souvenirläden.
Schätzungsweise 42'300 Christen leben im Westjordanland in einer mehrheitlich muslimischen Gesellschaft. Die meisten Christen leben in Bethlehem und Umgebung. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg blieben die Touristen der Region fern, sodass die palästinensischen Christen, die im Tourismussektor tätig waren, ohne Arbeit und ohne Einkommen dastanden.
Widerstand gegen den Glauben und Drohungen
Im Westjordanland sind Gläubige, die in einer christlichen Familie geboren wurden, mit allerlei Widerstand gegen ihren Glauben konfrontiert. Und Christen mit muslimischem Hintergrund sind oft Opfer schwerer Verfolgung. In vielen Fällen geht diese von ihrer eigenen Familie aus. So wurde beispielsweise eine 20-jährige Frau, die Ende 2024 zum Christentum konvertiert war, im Februar 2025 von ihrer Familie getötet. Die Familie bedroht nun einen Pastor, mit dem sie in Kontakt stand. Er erhielt eine Nachricht auf seinem Handy: «Wir haben unsere Tochter getötet, glauben Sie, wir werden Sie nicht auch töten?»
Die meisten Christen im Westjordanland haben das Gefühl, aus ihrem Land vertrieben zu werden. «Wir werden als Fremde betrachtet, als Nachkommen der Kreuzritter, wir werden als Ungläubige angesehen», erklärt Chris*, der die Arbeit der lokalen Partner von Open Doors im Westjordanland koordiniert. «Wenn man sich die Geschichtsbücher in den Schulen ansieht, finden sich darin keine Erwähnungen von Christen vor dem 7. Jahrhundert, als der Islam in die Region kam. Aber natürlich gibt es in dieser Region seit der Zeit der ersten Apostel eine Kirche.»
Chris kann dies nicht bestätigen, räumt jedoch ein, dass es in Gaza bis zu 1000 Konvertiten aus dem Islam geben könnte. Im Westjordanland gibt es laut Chris mindestens «Hunderte».
Eingeschränkte und unsichere Mobilität
Chris erklärt, dass alle Palästinenser im Westjordanland zusätzlich unter der politischen Lage mit Israel leiden. «Das wirkt sich negativ auf unsere Wirtschaft aus», sagt er.
«Wir leiden unter den Reisebeschränkungen nach Israel und den zahlreichen israelischen Kontrollpunkten und Absperrungen im Westjordanland», erklärt Chris.
«Diese Kontrollpunkte machen die Fahrt von einem Dorf oder einer Stadt zur nächsten für die Palästinenser im Westjordanland zu einem ungewissen Abenteuer. Manchmal steht man einfach stundenlang an einem Kontrollpunkt oder einem Tor.»
Solche Verzögerungen machen das Leben extrem schwierig. Einer von Chris' Kollegen fügt hinzu: «Wenn man seine Kinder zur Schule bringt, weiss man nie, ob die Tore offen oder geschlossen sein werden.»
Ein engelhafter Klang
In der Region Bethlehem ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle, insbesondere für Christen. Das Ausbleiben von Touristen hat zu zwei langen Jahren ohne Arbeit in diesem Sektor geführt. Die Schliessung der Grenzen hat auch viele Christen daran gehindert, in Israel zu arbeiten. Die Kirchen haben daraufhin Menschen ohne Einkommen geholfen.
«Vor Oktober 2023 musste eine der Kirchen der Region 17 Familien ihrer Gemeinde finanziell unterstützen. Heute sind es 70 Familien, die diese Hilfe benötigen.»
Seit dem Waffenstillstand in Gaza hat sich die Lage etwas verbessert. Noch sieht man nicht überall Touristenmassen, es gibt keine langen Schlangen von Pilgern, die darauf warten, die Geburtskirche zu betreten, aber zumindest gibt es Touristen.
Die christlichen Geschäftsleute in Bethlehem hoffen, dass es noch mehr werden.
Im Gebiet des Hirtenfeldes bei Bethlehem versammeln sich die Indonesier in einer Freiluftkapelle, wo sie einer kurzen Predigt lauschen. An einem anderen Ort in Bethlehem, der Kuppelkapelle, singt eine Gruppe von fünf Männern «Stille Nacht». Die Akustik in der geschlossenen Kapelle ist fantastisch, obwohl es nur wenige Stimmen sind. Der Anblick der Menschen, die nach Bethlehem zurückgekehrt sind, gibt Hoffnung.