In elf indischen Bundesstaaten besagen Anti-Bekehrungsgesetze, dass niemand gezwungen werden darf, zu einer anderen Religion zu konvertieren. In der Praxis werden diese häufig dazu benutzt, Christen daran zu hindern ihren Gottesdienst auszuüben, sich zu versammeln oder ihren Glauben an Jesus zu bezeugen. Die Christen in diesen Bundesstaaten werden stärker verfolgt als ihre Brüder und Schwestern in anderen Teilen Indiens. Nun wird diskutiert, ob ein solches Anti-Bekehrungsgesetz auf nationaler Ebene verabschiedet werden soll, was das Leben von Christen im ganzen Land erschweren würde.
Eine "Bedrohung für die nationale Sicherheit"
Die Wahrscheinlichkeit hinsichtlich der Verabschiedung eines landesweiten Anti-Bekehrungsgesetzes hat sich in letzter Zeit verstärkt. Am 14. November nahm der Oberste Gerichtshof Indiens einer Petition bezüglich der "religiösen Bekehrung durch Gewalt und Verlockung" an. Er bestätigte, dass es sich dabei um eine ernste Bedrohung der nationalen Sicherheit handle. Der Oberste Gerichtshof forderte die nationale Regierung auf einzugreifen. Dies tat sie, indem sie erklärte, dass das Recht auf Religionsfreiheit nicht das Recht auf Konversion miteinschliesst.
Seither glauben viele indische Christen, dass die Regierung plant, ein landesweites Anti-Bekehrungsgesetz zu verabschieden. Dr. Yohan Murry, ein lokaler Partner von Open Doors und Experte für indische Politik, ist besorgt über die Aussicht auf ein solches Gesetz: "Die indische Verfassung legt fest, dass Religion in die Zuständigkeit der einzelnen Bundesstaaten fällt und nicht in die der nationalen Regierung. Wenn ein zentrales Anti-Bekehrungsgesetz verabschiedet würde, wären alle Bundesstaaten gezwungen Nebengesetze zu formulieren." Er präzisiert:
Auswirkungen auf nationaler Ebene
Anti-Bekehrungsgesetze sind dafür bekannt, dass sie die Angriffe auf Christen verstärken. Dr. Murry erklärt: "Die Anti-Bekehrungsgesetze dienen Hindu-Nationalisten als Ermutigung Christen zu belästigen und anzugreifen." In den Bundesstaaten, in denen diese Gesetze vor kurzem verabschiedet wurden, hat die Verfolgung von Christen zugenommen. In den letzten Jahren haben unsere Partner vor Ort die Zerstörung von Kirchen, die Beschlagnahmung von Bibeln und christlicher Literatur und das Verbot christlicher Versammlungen beobachtet. Mobs griffen Gläubige verbal und körperlich an. Hindu-Nationalisten gingen sogar so weit, dass sie Beerdigungsgottesdienste, Hochzeits- und Geburtstagsfeiern störten. Christen erleiden öffentliche Demütigungen und werden geschlagen. Häufig werden diese Übergriffe festgehalten und in sozialen Netzwerken geteilt. Manchmal ist die Verfolgung auch heimtückischer: Christen werden immer häufiger Arbeitsplätze oder sogar öffentliche Beerdigungen verweigert.
Kirchen unter Überwachung
Anti-Bekehrungsgesetze führen dazu, dass Kirchen geschlossen und Christen davon abgehalten werden ihren Glauben zu bezeugen. Kirchen werden bespitzelt und wenn Christen evangelisieren, werden sie fälschlicherweise der Zwangsbekehrung beschuldigt. Experten gehen davon aus, dass das Anti-Bekehrungsgesetz auch die Hilfe für gefährdete Menschen tangieren würde. Dr. Murry erklärt: "Jede Aktivität der Kirche, die darauf abzielt armen und randständigen Menschen zu helfen, wird als Lockvogelaktion für Bekehrungen angesehen werden."
Angesichts der Verfolgung können sich die Christen auch nicht auf den Schutz der Behörden verlassen, da sich diese meist auf die Seite der Extremisten schlagen. "Christen werden ungestraft angegriffen, da die Polizei die Opfer nicht schützt", sagt Dr. Murry und fügt abschliessend an, "die Gesetze verlangen keine Beweise für die Anschuldigungen, was ein feindseliges und gewalttätiges Umfeld für religiöse Minderheiten schafft."
Vijay: Verfolger bleiben ungestraft
Vijay ist ein Christ mit hinduistischem Hintergrund. Kurz nach seiner Bekehrung begann er in seinem Dorf das Evangelium zu verkünden und eröffnete mit Zustimmung der örtlichen Behörden eine Kirche. Die Dorfbewohner aus der oberen Hindukaste beschuldigten Vijay daraufhin, die Menschen gewaltsam zu bekehren. Sie reichten eine Klage gegen ihn ein, worauf er festgenommen wurde und über einen Monat lang in Haft verbrachte. Nach vielen Schwierigkeiten und Kämpfen wurde Vijay gegen Kaution freigelassen, um dann zu erfahren, dass er beschuldigt wurde ein Bandenführer zu sein!
Später verboten ihm die örtlichen Behörden weiterhin in der Kirche Gottesdienst zu halten. Sie behaupteten, dass er keine Genehmigung für die Nutzung des Gebäudes hätte. Vijay erzählt:
"Die Mitglieder der höheren Kaste zerstörten die Kirche, kamen zu uns nach Hause, zerrten meine Familie hinaus und schlugen uns."
Als Vijay die Polizei und Anwälte um Hilfe bat, kam niemand um ihn zu unterstützen. Doch trotz der Gewalt der Opposition und der fehlenden Unterstützung evangelisiert er weiter. Wird er angesichts eines neuen nationalen Anti-Bekehrungsgesetzes weiterhin seinen Glauben teilen können?
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