Die jüngsten Ereignisse in den Bundesstaaten Jharkhand und Rajasthan verstärken den Druck auf die Christen.
Am 6. Oktober demonstrierten Tausende Christen verschiedener Konfessionen gemeinsam in den Strassen der Stadt Simdega im Bundesstaat Jharkhand, um gegen die zunehmende antichristliche Gewalt in ihrer Region zu protestieren. In den letzten Monaten haben die Angriffe auf christliche Leiter und Institutionen zugenommen. Die Behörden bestreiten, dass die Angreifer religiös motiviert sind.
Die soziale, karitative und evangelistische Arbeit der Kirche wird als «Bedrohung» angesehen
Bei einem der Vorfälle im Juni drangen mehr als zehn maskierte und mit Stöcken bewaffnete Männer mitten in der Nacht in das Gebäude einer katholischen Kirche ein, griffen zwei Priester brutal an und raubten ihnen Geld. Die beiden Priester wurden mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
Christliche Leiter betonen, dass es sich bei diesen Angriffen nicht um zufällige Diebstähle handelt, sondern um vorsätzliche Taten religiöser Extremisten. Die katholische Nachrichtenagentur UCA News zitierte Pater Peter Barla, der diese Gewalttaten mächtigen hinduistischen religiösen Gruppen zuschrieb, die «keine andere Religion tolerieren» und die soziale, karitative und evangelistische Arbeit der Kirche als Bedrohung betrachten.
Die Polizei wies jedoch die These eines religiösen Motivs aufgrund mangelnder Beweise zurück und stufte den Vorfall als bewaffneten Raubüberfall ein.
Ein Zeichen für die schwindende Demokratie in Indien
Der Staatssekretär von Jharkhand der gesamtindischen Vertretung christlicher Minderheiten (All-India Christian Minority Front) warnte:
«Die zunehmende religiöse Intoleranz und die wiederholten Angriffe auf Christen spiegeln einen besorgniserregenden Rückgang der Demokratie in Indien wider.»
Anti-Konversionsgesetze als Triebkraft für Verfolgung – das Beispiel Rajasthan
Die «Anti-Konversionsgesetze» spielen eine wichtige Rolle für die Einstellung der Behörden gegenüber religiösen Minderheiten wie den Christen. Jharkhand gehört zu den zwölf Bundesstaaten, die derzeit ein solches Gesetz verabschiedet haben. Obwohl diese Gesetze nicht ausdrücklich auf Christen, sondern auf alle religiösen Minderheiten abzielen, dienen sie oft als Grundlage für willkürliche Anschuldigungen gegen christliche Leiter und Gemeinschaften.
In Rajasthan hat das Regionalparlament am 9. September eine drastische Verschärfung des Anti-Konversionsgesetzes verabschiedet, über das erstmals 2006 abgestimmt worden war. Bislang waren alle Bemühungen hinduistischer Extremisten, dieses Gesetz in Kraft zu setzen, gescheitert. Shiv Rathod*, ein lokaler Partner von Open Doors, kommentiert: «Die Verabschiedung dieses Gesetzes durch das Regionalparlament stellt eine ernsthafte Bedrohung dar, insbesondere für Christen. In den letzten achtzehn Monaten wurden in Rajasthan mehr als 150 Fälle von Verfolgung gemeldet, in denen Pastoren unter dem Vorwurf der Zwangskonvertierung verhaftet, Gottesdienste gestört und zahlreiche Hauskirchen geschlossen wurden.»