Innerhalb einer einzigen Woche sind im Iran 114 Christen verhaftet worden. Damit steigt die Gesamtzahl der im zurückliegenden Monat verhafteten Christen auf 142 an. Beobachter vermuten einen Zusammenhang mit dem Weihnachtsfest. Die Christen sind vielfältigen Schikanen ausgesetzt.
Die Zahlen stammen von der Menschrechtsorganisation «Artikel 18». Mansour Borji, Sprecher von «Artikel 18», sprach von einer erschütternden Zahl und sieht im Vorgehen der Behörden eine Warnung an alle Christen, die Weihnachtszeit nicht zur Verbreitung der christlichen Botschaft zu nutzen.
Anweisung: Keine Kontakte zu anderen Christen mehr
Die Verhaftungen fanden nach Angaben von «Artikel 18» in zehn oder elf verschiedenen Städten statt und richteten sich gegen unterschiedliche christliche Gruppierungen. Mit Ausnahme der mutmasslichen Anführer wurden die meisten der Verhafteten bereits nach wenigen Stunden oder Tagen wieder auf freien Fuss gesetzt – unter anderem, so Borji weiter, «weil die Beamten so viele verhaftet hatten, dass sie gar nicht wussten, was sie mit ihnen allen anfangen sollten.»
Zuvor sollten sie jedoch detailliert aufschreiben, welche christlichen Aktivitäten sie durchgeführt hätten. Sie wurden angewiesen, jegliche Kontakte zu anderen Christen und christlichen Gruppen künftig zu unterlassen und sich für einen Anruf vom Ministerium für Nachrichtenwesen (iranischer Geheimdienst) bereitzuhalten. Allen Christen wurden ihre Mobiltelefone abgenommen.
Ibrahim Firouzi – inhaftiert, schikaniert und geschlagen
Die Nachrichten von der jüngsten Verhaftungswelle von Christen fallen zusammen mit einer weiteren traurigen Nachricht. Die Mutter von Ibrahim Firouzi, der wegen seines christlichen Glaubens eine langjährige Haftstrafe verbüsst, ist am 3. Dezember verstorben. Sein Antrag, an der Beerdigung teilnehmen zu dürfen, wurde abgelehnt. Der Umgang der Behörden mit Firouzi wirft ein Schlaglicht darauf, was christliche Konvertiten vom Islam von dem islamischen Regime zu befürchten haben.
Im August 2013 war Ibrahim Firouzi zu einem Jahr Haft und zwei Jahren Exil in der Stadt Sarbaz, nahe der pakistanischen Grenze, verurteilt worden. In der Urteilsbegründung hiess es: «Evangelistische Tätigkeiten ... gelten als Widerstand gegen das Regime der Islamischen Republik Iran».
Nicht freigelassen
Nach Verbüssung seiner Haftstrafe im Januar 2015 wurde Firouzi weiter im Gefängnis festgehalten und im März 2015 erneut vor Gericht gestellt, dieses Mal wegen «Gefährdung der nationalen Sicherheit und Teilnahme an einer Verschwörung». Er wurde zu weiteren fünf Jahren Gefängnis verurteilt, geschlagen und gegen seinen Willen zur Teilnahme an einer Berufungsverhandlung gezwungen, während der lediglich eine Vertagung beschlossen wurde. Im vergangenen Jahr protestierte Firouzi mit einem 10-tägigen Hungerstreik gegen die fortwährende Entrechtung von Christen wegen ihres Glaubens.
Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert der Iran aktuell an 10. Stelle unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
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