Burgdorf, 8. Juni 2020 – Die Christen vor Ort sind traurig und empört, da die Behörden geltendes Recht missachteten und es in ihrem Bezirk bislang keine vergleichbaren Vorfälle gab.
Anlass für das Eingreifen der Behörden war die Anschuldigung, die Gemeinde habe illegale Bauarbeiten durchgeführt.
Tatsächlich litten die 3000 Gemeindemitglieder unter den begrenzten Platzverhältnissen und hatten zu Beginn des Jahres beschlossen, aktiv zu werden. Im Gespräch mit Open Doors berichtet Gemeindediakon Bishoy: «Wir beschlossen, für kirchliche Aktivitäten wie Sonntagsschulklassen zwei zusätzliche Stockwerke auf dem Kirchensaal zu bauen. Aber sobald wir mit den Bauarbeiten begannen, griffen extremistische Muslime uns an. Glücklicherweise wurde dieser erste Angriff von gemässigten Muslimen in unserem Dorf gestoppt.»
Aber die Extremisten bauten anschliessend auf dem Feld direkt neben der Kirche eine illegale Moschee. «Wir glauben, dass sie diese aus Protest gebaut haben», sagt Bishoy. «Unser Ort hat bereits vier Moscheen, und eine weitere war nicht wirklich nötig. Darüber hinaus haben sie sie ohne ein Fundament gebaut.»
Der Anwalt der Gemeinde, der aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden möchte, schildert die Entwicklung so: «Nach wiederkehrenden Spannungen zwischen Kopten und Muslimen wegen des Kirchengebäudes erliess der Präsident des Stadtrats am Samstag, den 4. April 2020, einen Beschluss, das koptisch-orthodoxe Kirchengebäude vollständig abzureissen. Dem Abrissentscheid gingen drei Berichte über Verletzungen der Bauvorschriften voraus, obwohl das Erdgeschoss bereits vor 15 Jahren gebaut worden war.»
Der Priester suchte zusammen mit dem Anwalt der Gemeinde den Stadtrat auf und legte ihm die schriftliche Baugenehmigung für das Kirchengebäude vor. Seitens der Behörden wurde dies jedoch ignoriert. Stattdessen folgte die Ankündigung, die Kirche zusammen mit der Moschee abreissen zu lassen. Obwohl die Gemeinde daraufhin eine einstweilige Verfügung gegen den Abriss erwirkte, begannen 200 Sicherheitskräfte im Beisein des ersten Stadtrates am 20. Mai mit den Arbeiten.
Viele Gemeindemitglieder stellten sich vor der Kirche den Arbeitern und Beamten entgegen und baten sie flehentlich, ihre Kirche nicht abzureissen. Bishoy schildert die dramatische Situation: «Die Polizei und einige muslimische Extremisten aus unserem Dorf, die ebenfalls gekommen waren, beleidigten unseren Priester und schlugen ihn so heftig ins Gesicht und auf die Brust, dass er ohnmächtig wurde. Dann feuerten sie Tränengas auf uns Kirchenmitglieder ab und griffen uns körperlich an; sie verletzten sogar Frauen und Kinder. Sie verhafteten 14 Kirchenmitglieder, darunter einige Frauen und einen Mann, dessen Arm von den Angreifern gebrochen wurde. Die Kirchenmitglieder wurden erst am nächsten Tag freigelassen. Der Mann mit dem gebrochenen Arm erhielt keine medizinische Behandlung.»
Die Zerstörung dieser Kirche findet in einem Kontext religiöser Spannungen statt. Bis 2016 kämpften in Ägypten neue christliche Gemeinden darum, legalisiert zu werden. Seit dem Machtantritt von Abdel Fattah al-Sissi hat die Regierung einen Ausschuss unter dem Vorsitz des Premierministers eingesetzt, der die Legalisierung der christlichen Kirchen überwachen soll. Innerhalb von vier Jahren sind 1638 Kirchgemeinden legalisiert worden. Tausende weitere warten noch immer.
Auf dem Weltverfolgungsindex 2020 steht Ägypten an 16. Stelle der Länder, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
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