Burgdorf, 12. Februar 2021 – «Im letzten halben Jahrhundert hat die Junta systematisch Christen verfolgt. Ob das auch jetzt so sein wird, bleibt abzuwarten», sagt Jan Vermeer, Open Doors Kommunikationsdirektor für Asien. «Seit Jahrzehnten werden Gläubige von der Armee unterdrückt und bedroht, doch das wurde weltweit weitgehend ignoriert, weil sie an sehr abgelegenen Orten leben. Die Armee war sehr erfolgreich darin, diese Regionen isoliert zu halten.»
Myanmar befindet sich inmitten des am längsten andauernden Bürgerkrieg der Welt, der Übergang zur Demokratie verlief langsam. In den vergangenen Jahrzehnten, in denen das Land von der Militärjunta regiert wurde, war die Verfolgung von Christen, besonders in den Bundesstaaten Chin und Kachin systemisch.
Fast 90 Prozent der Bevölkerung in diesen Gebieten sind Christen, und Myanmars streng buddhistisches Militär ist seit langem mit Menschenrechtsverletzungen gegen diese Bevölkerungsteile aufgefallen. Kirchen wurden geschlossen und Gläubige wegen ihres Glaubens geschlagen.
Aufgrund von Myanmars derzeitiger Gesetzeslage ist es für den Einzelnen schwierig, seinen Glauben zu wechseln. Das Konversionsgesetz, Teil der Gesetze zum Schutz von Rasse und Religion, verlangt, dass Bürger Myanmars, die ihre Religion wechseln wollen, die Genehmigung einer neu gegründeten Registrierungsbehörde für Konversionen einholen müssen, die in allen Kommunen eingerichtet wird. Der potenzielle Konvertit muss sich außerdem einem Verhör unterziehen und sich für einen Zeitraum von höchstens 90 Tagen ab dem Datum der Antragstellung (auf Wunsch des Antragstellers auf 180 Tage verlängerbar) mit religiösen Studien beschäftigen. Wenn der Antragsteller nach diesem Zeitraum weiterhin konvertieren möchte, stellt der Registrierungsausschuss eine Bescheinigung über den Glaubenswechsel aus.
Aus dem im Januar veröffentlichten Weltverfolgungsindex geht hervor, dass die Armee Myanmars (Rang 18, im Vorjahr 19) und die pro-militärischen Regierungsbeamten stark von buddhistisch-nationalistischen Gefühlen beeinflusst sind und Christen oft als Bürger zweiter Klasse betrachten würden: «Christen werden mit härteren Anforderungen konfrontiert, wenn sie sich um staatliche Dienstleistungen ansuchen. Sie müssen zum Beispiel zusätzliche Dokumente einreichen oder ihr Antrag wird verzögert, manchmal auf unbestimmte Zeit. Beschwerden, die von Christen an die Polizei herangetragen werden, werden in der Mehrzahl der Fälle ignoriert. Christen haben auch weniger Zugang zu Krediten und staatlichen Leistungen als nicht-christliche Geschäftspartner oder Kunden. Selbst in Regionen mit christlicher Mehrheit sind die Behördenvertreter häufig Buddhisten», erklärt Jan Vermeer.
Ebenfalls stark unterdrückt und großteils vertrieben wird die muslimische Minderheit der Rohingya. Ihre Notlage wird mittlerweile vor internationalem Publikum im Gericht in Den Haag diskutiert. Dies wird weder den in Flüchtlingslagern in Bangladesch festsitzenden Flüchtlingen noch der in Myanmar, hauptsächlich im Rakhine-Staat, zurückgelassenen muslimischen Minderheit sofortige Erleichterung bringen. Philippe Fonjallaz, Direktor von Open Doors Schweiz: «Wir rufen die Regierung Myanmars dazu auf, den unterdrückten Minderheiten vollumfängliche Religionsfreiheit zu gewähren. Zudem rufen wir die offizielle Schweiz dazu auf, sich für dieses Anliegen einzusetzen, auch wenn die vollständigen Konsequenzen des Putschs und das Resultat der Proteste wohl noch längere Zeit nicht absehbar sind.»
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