In Subsahara-Afrika erreicht die Gewalt gegen Christen ihren Höhepunkt. Die Konflikte zwischen nomadischen Viehzüchtern und sesshaften Bauern dürfen nicht über die religiöse Dimension der Verfolgungen hinwegtäuschen.
In Nigeria wird durchschnittlich alle zwei Stunden ein Christ ermordet. Insgesamt wurden in den letzten zwölf Monaten 5000 Christen ermordet. Nicht mitgerechnet sind die vielen entführten Gläubigen und die Frauen, die sexuell missbraucht werden. Die jüngste Tragödie ereignete sich am 23. Mai: 85 Christen in 17 verschiedenen Dörfern starben bei Angriffen von militanten Fulani. Häuser und Geschäfte wurden in Brand gesetzt. Einige Tage zuvor waren 40 Christen von Boko Haram entführt worden. Sechzehn sind noch immer gefangen (4 Männer, 4 Frauen und 8 Kinder).
Zwischen Boko Haram und Fulani-Extremisten
Die Christen in Nigeria sind von zwei Seiten bedroht: von Boko Haram und von einigen radikalisierten Fulani-Nomadenstämmen. Der Vater von Ayuba, einem 20-jährigen Mann, der im Shalom-Zentrum von Open Doors in Nigeria aufgenommen wurde, ist unter den Opfern. Als in seinem Dorf Schüsse fielen, flüchtete Ayuba. Er berichtet: «Als wir uns am nächsten Tag dem Haus näherten, sah ich drei Leichen. Ich erkannte den meines Vaters an seiner Kleidung. Ich kniete neben ihm nieder und betete.»
An anderen Orten in Subsahara-Afrika ist das Schicksal der Christen nicht besser. Im Tschad wurden am 5. Mai mindestens 12 Christen von muslimischen Nomaden ermordet. Die Angreifer wollten die Ermordung eines muslimischen Führers und seines Sohnes rächen, da sie der Ansicht waren, dass die Christen die mörderischen Banditen geschützt hatten. Zu den Opfern des Vergeltungsschlags gehörte auch Pastor Gaston Doumro Tadingao von der Evangelischen Kirche der Brüder im Tschad. Die Vereinigung der evangelischen Kirchen und Missionen des Landes verurteilt diese Morde:
«Die Ermordung von christlichen Pastoren, Leitern und Gläubigen während des Gottesdienstes ist ein verachtenswerter und barbarischer Akt, der gegen den säkularen Charakter der Republik Tschad verstösst.»
Meistens werden diese Tragödien als Konflikte zwischen nomadischen Viehzüchtern und sesshaften Bauern dargestellt. Verfolgte Christen weisen jedoch darauf hin, dass die Viehzüchter, die sie angreifen, meist radikale Muslime sind. Während die Bauern in der Regel Christen und gemässigte Muslime sind. Zu den Opfern gehören offenbar überdurchschnittlich viele Christen.
Islamischer Staat (IS) im Kongo
In der Demokratischen Republik Kongo sind zwischen dem 12. und 14. Mai acht Christen in Dörfern in Nord-Kivu ums Leben gekommen. Sie wurden von bewaffneten ugandischen islamistischen Milizen angegriffen, den Alliierte Demokratischen Kräften (ADF), die seit 2017 Mitglieder des Islamischen Staats (IS/Daesh) sind. Pastor Bunvikane sagte: «Die ADF töten das Volk Gottes.» Die Unsicherheit in Nord-Kivu und der DRK nimmt zu, da die Präsidentschaftswahlen im Dezember 2023 näher rücken. So wurden Anfang Mai 20 Christen durch eine Bombe in einer Kirche getötet, als dort Taufen stattfinden sollten. Doch eine Woche später versammelte sich die Gemeinde wieder mit Gesang und Tanz: «Du hast zugelassen, dass wir angegriffen wurden / Du hast unseren Glauben gestärkt / Wir sind in deiner Gegenwart, um vorwärts zu gehen, Herr / Du hast uns nur auf eine höhere Ebene gebracht...». Worte des Glaubens und des Mutes, die von der Widerstandsfähigkeit der Christen in Subsahara-Afrika zeugen.