Die neun Kilometer vom Stadtzentrum von Damaskus nach Irbin bieten einen erschütternden Anblick. Das Ausmass der Zerstörung ist unbeschreiblich. Irbin, an der Frontlinie des Krieges, zählte 2011 rund 70’000 Einwohner, heute liegen ganze Quartiere in Trümmern.
Irbin wurde zu einer Stadt an der Front des syrischen Krieges, als der Vorort im Juli 2012 unter Beschuss geriet und bombardiert wurde. Die syrische Regierung versuchte, die Kontrolle über das Gebiet wiederzuerlangen, und die Bevölkerung geriet ins Kreuzfeuer. Irbin blieb mehrere Jahre lang unter der Kontrolle der Rebellen.
Vom ersten Tag des Krieges an erwies sich Nazek als eine starke Frau. Die Mitglieder ihrer Kirche kontaktierten einander und versammelten sich im Untergeschoss der St. Georgskirche. Etwa 100 der 970 Christen der Stadt fanden sich dort wieder.
«Der Unterschlupf befand sich direkt unter unserem Gebäude. Zwischen den Bombenangriffen rannte ich nach Hause, um wichtige Dinge wie einen Erste-Hilfe-Kasten, Wasser und Lebensmittel für alle zu holen. Angst und Panik erfüllte die Menschen», erinnert sich Nazek.
Dann verkündeten die Rebellen früh am Abend, dass die Einwohner von Irbin zehn Minuten Zeit hätten, um wegzugehen. Die Menschen weinten und schrien vor Angst. Sie verliessen den Unterschlupf in aller Eile, um ihre Wertsachen zu packen und zu fliehen.
Es war für alle schwierig, alles zu verlieren. «Ich musste stark sein. Ich war es gewohnt, anderen Trost zuzusprechen und sagte oft: ‹Wir schaffen das schon, habt keine Angst. Gott wird uns nicht im Stich lassen.›» Nazek und ihr Mann kamen obdachlos in Damaskus an und zogen zu Nazeks Mutter.
«Mein Mann stand unter Schock. Er wurde mit der Veränderung nicht fertig und verfiel in eine Depression. Ich erwachte nachts und hörte ihn weinen. Ich versuchte, ihn zu trösten, aber er war verzweifelt. Tatsächlich machten die meisten christlichen Männer in Irbin nach dem Bombenangriff eine Phase der Depression durch», erzählt Nazek.
Irbin wurde im März 2018 aus der Kontrolle der Rebellen befreit. Nazek träumte davon, zurückzukehren und ein Geschäft zu eröffnen. Verheiratete syrische Frauen arbeiten normalerweise nicht, aber da Nazeks Mann nicht in der Lage war, die Familie zu versorgen, suchte Nazek eine andere Lösung.
Mithilfe ihrer Kirche unterbreitete sie einem lokalen Partner von Open Doors ein Projekt. Es wurde genehmigt und Nazek konnte im März 2020 ein Geschäft zur Vermietung von Damenkleidung für festliche Anlässe eröffnen. Nazek arbeitete hart, um ihr Ziel zu erreichen.
Die Kleider in Nazeks Laden sind schön und farbenfroh. «Ich vermiete Festtagskleider an Frauen, die sich keine solchen leisten können. Vor allem in der aktuellen Wirtschaftskrise können die meisten Frauen kein teures Kleid kaufen, das sie nur einmal tragen werden.»
In den Jahren 2019 und 2020 unterstützte Open Doors in Syrien 1734 Lebensunterhaltsprojekte, um Menschen wie Nazek zu helfen. In Irbin konnten mithilfe von Open Doors auch der Gemeindesaal und zwei Sonntagsschulräume wiederinstand gestellt werden.
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