Türkische Christen sind zunehmend beunruhigt über die Entscheidungen der Regierung, die eindeutig für einen vom Islam untrennbaren Nationalismus eintritt.
In diesem Sommer kündigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bekanntlich an, dass die Hagia Sophia wieder eine Moschee werden soll. Die im 6. Jahrhundert erbaute Kirche, die im 15. Jahrhundert in eine Moschee umgewandelt und seit 1935 als Museum genutzt wird, empfängt seit dem 24. Juli wieder Muslime zum islamischen Gebet.
Dasselbe gilt für die ehemalige Kirche des Heiligen Erlösers in Chora, die von einem Museum in eine Moschee umgewandelt wurde. Während die internationale Gemeinschaft starke Empörung geäussert hat, reagierten die türkischen Christen gemässigter.
«Heute herrscht eine Atmosphäre von Nationalismus und Islamismus, die unsere Position unbequem macht. Die christliche Minderheit und die Befürworter des Säkularismus sind besorgt. Die jüngeren Christen erwägen sogar, das Land zu verlassen», sagte der Chefredakteur der armenischen Zeitung «Agos» in Istanbul.
Seit Januar 2019 wurden fast 60 in der Türkei ansässige Ausländer mit kirchlicher Verantwortung gezwungen, das Land zu verlassen, oder ihnen wurde nach ihrer Abwesenheit das Recht auf Rückkehr verweigert. Auch in diesem Sommer wurde der Frau eines Pastoren mit Abschiebung gedroht.
Jeder, der gegen diese Entscheidung Einspruch erhob, erhielt die gleiche Antwort, nämlich dass die betreffende Person eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstelle, dass die Türkei die Souveränität über ihr Territorium besitze und das Recht habe, eine Aufenthaltserlaubnis zu erteilen oder zu verweigern, wem immer sie wolle.
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