In Weissrussland schliessen die Behörden Kirchen und verurteilen Christen zu hohen Geldstrafen, wenn sie von ihrem Glauben Zeugnis ablegen. Dies geschieht, während ein neues Gesetz vorbereitet wird, das das Leben der Kirchen weiter erschweren könnte...
Was geschieht in Weissrussland? Das osteuropäische Land geriet vor kurzem in die Schlagzeilen, als der russische Milizenführer Wagner dort Zuflucht fand, nachdem er sich gegen Moskau aufgelehnt hatte. Doch schon seit Jahren beunruhigt das Land die Beobachter wegen seiner postsowjetischen totalitären Entwicklung. Die gesamte Zivilgesellschaft, einschliesslich der Christen, leidet darunter.
Am 20. Juni wurden die Gebäude der Pfingstkirche Neues Leben in der Hauptstadt Minsk von Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht. Der Pastor der Kirche, Vyacheslav Goncharenko, prangerte in einer Videoaufnahme vom selben Tag einen «flagranten Akt der Gottlosigkeit» an. Er erklärt:
«Gott sieht alles, und heute sieht er unser Leid, unsere Trauer und unseren Schmerz. Ebenso sieht er den Spott der Gottlosen. Er sieht ihre Gotteslästerung.»
Gottesdienste im Freien, bei jedem Wetter
Auch die Katholiken leiden unter dem postsowjetischen Regime in Weissrussland. Ebenfalls in Minsk wurde die katholische Kirche St. Simeon und St. Helena im September 2022 nach einem minimalen Brandausbruch geschlossen. Die Behörden versprachen eine Wiedereröffnung «in Kürze», wenn Sicherheitsarbeiten durchgeführt worden seien. Seitdem haben sie jedoch das Pfarrhaus geschlossen. Bis zum heutigen Tag bleiben die Kirchentüren verschlossen.
Gleichzeitig hatten die Behörden nichts dagegen einzuwenden, dass ein alter Eisenbahnwaggon in eine orthodoxe Kirche umgewandelt wurde (die Mehrheit im Land ist orthodox und wird von der Regierung eindeutig bevorzugt). Dies nur 500 Meter von der inzwischen zerstörten Kirche Neues Leben entfernt.
Hinzu kommen zwei weitere Elemente:
- Christen wurden auf offener Strasse festgenommen und ihnen wurden Handschellen angelegt, weil sie ihren Glauben teilten. So etwa am 28. April, als sieben Protestanten aus verschiedenen Kirchen Passanten die Bedeutung von Ostern erklärten. Sie wurden zu Geldstrafen in Höhe von jeweils zwei Monatsgehältern verurteilt. Und am 1. Juni verbrachte der siebzigjährige Baptistenpastor Vladimir Burshtyn die Nacht in Polizeigewahrsam. Anschliessend wurde er zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Was wurde ihm vorgeworfen? Er soll in einem Park in der Stadt Grogichin ein Loblied gesungen haben.
- Die Regierung veröffentlichte am 2. Juni einen Gesetzentwurf zur Änderung des derzeitigen Religionsgesetzes. Er sieht vor, dass sich alle religiösen Gruppierungen bei den Behörden neu anmelden müssen. Die Behörden könnten ihnen die Zulassung verweigern und somit ihre religiösen Versammlungen verbieten. Zudem könnten die Behörden eine Namensliste der in der Sonntagsschule angemeldeten Kinder und die Identität ihrer Eltern verlangen.
Diese Verfolgungsmassnahmen und der Gesetzentwurf beunruhigen weissrussische Christen und Verfechter der Religionsfreiheit. Seit 2020 ist eine verstärkte Kontrolle und Unterdrückung zu beobachten, die auch die Kirchen betrifft: Finanzielle Unterstützung für Kirchen aus dem Ausland wurde blockiert, die aktivsten ausländischen Christen mussten das Land verlassen, die Geheimpolizei überwacht Gottesdienste.... All dies geschieht, während zahlreiche gesetzliche Hindernisse die Arbeit der Kirchen behindern. Wie wird sich die Situation der nicht-orthodoxen Christen in diesem Land entwickeln, das auf dem Weltverfolgungsindex nicht unter den ersten 50 Ländern rangiert?
Quelle: Forum 18