Während der Feiertage wurden im Iran zahlreiche Christen verhaftet. Mehrere verbrachten Weihnachten und Silvester im Gefängnis und sind noch immer in Haft.
Die Weihnachtszeit bedeutet für Christen im Iran alles andere als «Feiern». Dies gilt zum Beispiel für Esmaeil Narimanpour, der an Heiligabend verhaftet wurde. Am 24. Dezember um 18 Uhr durchsuchten die Sicherheitskräfte ohne Durchsuchungsbefehl sein Haus, beschlagnahmten seine christliche Literatur und brachten ihn ins Gefängnis. Er war bereits einige Monate zuvor gezwungen worden, an einer «islamischen Umerziehung» teilzunehmen. Wie er wurden drei weitere Christen während der Weihnachtszeit in zwei anderen Städten festgenommen. Nicht eingerechnet sind dabei vier christliche Konvertiten, darunter ein afghanischer Flüchtling, die am 11. Dezember in einer Hauskirche festgenommen wurden. Auch diese vier Konvertiten verbrachten Weihnachten und Silvester im Gefängnis. Alle diese Christen befinden sich noch immer in Haft.
Mit 60 Jahren inhaftiert
Im vergangenen Jahr verbrachten sogar ausländische Christen die Feiertage hinter Gittern. Hakop Gochumyan ist ein armenischer Christ, der im August seine Schwiegereltern im Iran besucht hatte. Er und seine Frau wurden festgenommen, seine Frau wurde im Oktober freigelassen und konnte nach Armenien zurückkehren. Hakop ist jedoch auch fünf Monate nach seiner Verhaftung noch immer im Iran inhaftiert.
Schlimmer noch: Die 60-jährige Mina Khajavi, die eine schwere Knöchelverletzung erlitten hatte, musste sich in der ersten Januarwoche selbst ins Gefängnis begeben. Die zum Christentum konvertierte Frau war 2020 festgenommen und 2022 zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. Aufgrund ihres Gesundheitszustands wurde sie jedoch nicht inhaftiert. Was war ihr Verbrechen? «Handlungen gegen die nationale Sicherheit durch die Förderung des zionistischen Christentums». Mit anderen Worten: Sie war Leiterin einer Hauskirche.
Häufige Verhaftungen zum Jahresende
Diese Verhaftungen sind während der Weihnachtszeit im Iran recht häufig: Während der Weihnachtsfeiertage gehen iranische Christen ein etwas höheres Risiko ein. Sie zahlen oft einen hohen Preis für ihren legitimen Wunsch, sich an der Geburt Christi zu erfreuen. Sie versammeln sich in grösseren Gruppen und bleiben länger zusammen. Manchmal essen sie, während die Muslime fasten. Dies zieht zwangsläufig mehr Aufmerksamkeit der Ordnungskräfte und der Geheimpolizei des Regimes auf sich. Pastor Farhad Sabokrooh, der heute als Flüchtling im Ausland lebt, erinnert sich: «Für meine Familie ist diese Zeit immer eine Erinnerung an unsere Verhaftung, unsere Inhaftierung, unser Exil und schliesslich unsere erzwungene Abreise aus dem Iran.» Er erklärt weiter:
«Wir waren es gewohnt, Weihnachten und das neue Jahr in Angst und Schrecken zu feiern.»
Vahid Hakani teilt diese schmerzlichen Erinnerungen, trotz getroffener Vorsichtsmassnahmen: «In einem Jahr fiel Weihnachten mit (dem schiitischen Fest) Muharram zusammen. Wir hatten einen Raum reserviert und eine Anzahlung für das Essen geleistet. Nachdem wir darüber gebetet hatten, beschlossen wir, das Fest abzusagen. Wir wurden aber trotzdem im Februar festgenommen und verbrachten die nächsten drei Weihnachten im Gefängnis.»
All diese mutigen Christen zahlen den hohen Preis der Gefangenschaft für ihren Glauben und ihre Freude an Weihnachten. Sie sind es, die wie Fackeln leuchten, während
die Finsternis der Verfolgung sich über die Welt ausbreitet.
Quelle: Article18
Bildunterschrift: Hakop Gochumyan befindet sich noch immer im Gefängnis. ©Article18