Heute ist Soy 16 Jahre alt und studiert. Sie ist die zweite Tochter einer fünfköpfigen Familie und nach ihrer älteren Schwester die zweite in ihrer Familie, die Jesus angenommen hat.
Ihre Stimme zittert und Tränen treten ihr in die Augen, wenn sie von jenem 29. Dezember 2019 spricht, als sie zusammen mit 14 anderen Gläubigen wegen ihres Glaubens inhaftiert wurde.
«Ich hatte solche Angst, als wir in den Polizeibus steigen mussten. Ich wollte nicht ins Gefängnis gehen. Ich befürchtete, dass sie mich nie mehr freilassen würden.» Soy war damals erst 14 Jahre alt und ganz neu im Glauben. Sie war die Jüngste der Gefängnisinsassen.
Bei ihrer Ankunft befahlen ihr die Polizisten, diese Religion nicht mehr zu praktizieren. Sie sagten zu ihr und den anderen Gläubigen: «Wenn ihr eurem Glauben absagt, könnt ihr nach Hause gehen.» Aber niemand unterschrieb das Papier, das man ihnen vorlegte. Also wurden sie eingesperrt.
Soy wurde Christin, nachdem sie von der Macht eines bösen Geistes befreit wurde. Sie erklärt, dass die Menschen in ihrem Dorf einen bösen Geist anbeten, den sie Pii Katai nennen.
Von Generation zu Generation weiht ihm jede Familie ein Kind, meist ein Mädchen. In Soys Familie war ihre ältere Schwester die erste «Opfergabe». Doch als diese Christin wurde, liess sie der Geist in Ruhe. Nun war Soy, das nächste Kind, unter seiner Kontrolle. «Ich wollte nicht mehr unter dem Einfluss von Pii Katai stehen. Wenn ich nach der Schule nach Hause kam, weinte ich die ganze Zeit, weil ich mich so unwohl fühlte», erinnert sich Soy. «Eines Tages kam mein Cousin zu Besuch und erzählte mir von Jesus. ‹Wenn du an ihn glaubst, werden dir alle deine Sünden vergeben. Du wirst von der Macht des bösen Geistes befreit werden, genau wie deine Schwester.›» Das tat sie und wurde augenblicklich befreit.
Doch als sie sich von den religiösen Praktiken des Dorfes abwandte, stiess Soy auf starken Widerstand, vor allem als sich ihre Eltern und Geschwister ebenfalls zu Jesus bekannten. Fast alle, die für Soy zählten, begannen sie abzulehnen und zu verspotten. «Ich weiss nicht, warum sie die Christen so sehr hassen», sagt sie. Sie wurde während des Gottesdienstes in ihrem Dorf verhaftet, was ihre Aussage bekräftigt.
Die junge Soy wurde sechs Tage lang festgehalten und schliesslich freigelassen, obwohl sie nie ein Papier unterschrieb, um ihren Glauben zu verleugnen. Soy kehrte nach Hause zurück. «Tagelang wollte niemand mit mir sprechen. In der Schule ignorierten mich die Lehrer und gaben mir keine Hausaufgaben. Sie taten so, als gäbe es mich nicht. Meine Freunde fingen an, mich zu misshandeln. Ich war verängstigt, verzweifelt und fühlte mich einsam», vertraut sie uns an.
Wegen der wiederholten Diskriminierung zog Soy schliesslich in die Stadt, um ihr Studium fortzusetzen, weg von ihrem Zuhause und ihrer Familie. Dort fand sie eine neue Gemeinschaft, die sie unterstützt und liebt.
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