Nachrichten Nordkorea | 12 Januar 2021

Nie allein in Nordkorea: Denken wir an die Gefangenen

Nordkorea führt weiterhin die Liste der Länder an, in denen Christen am meisten verfolgt werden. Satellitenbilder und Zeugenaussagen derer, die geflohen sind, malen ein düsteres Bild der koreanischen Gefangenenlager. Open Doors schätzt, dass viele politische Gefangene Christen sind. Hebräer 13,3 ermutigt uns, an die Gefangenen zu denken, als ob wir selbst mit ihnen im Gefängnis wären.

 

 
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Nordkorea führt weiterhin die Liste der Länder an, in denen Christen am meisten verfolgt werden. Satellitenbilder und Zeugenaussagen derer, die geflohen sind, malen ein düsteres Bild der koreanischen Gefangenenlager. Open Doors schätzt, dass viele politische Gefangene Christen sind. Hebräer 13,3 ermutigt uns, an die Gefangenen zu denken, als ob wir selbst mit ihnen im Gefängnis wären.

«Dein Name ist das Erste, das sie dir nehmen.
Dann nehmen sie dir deine Freiheit. Sie nehmen dir deine Gesundheit.
Sie nehmen dir die Gegenwart anderer Personen.
Sie nehmen dir deine Kleidung. Und deine Haare.
Und schliesslich nehmen sie dir das Tageslicht.»

«Gefangene 42» war der Name, den sie in einem Gefängnis in Nordkorea bekam. Sie wurde von Spionen auf einer Strasse in China entführt, die dort nordkoreanische Flüchtlinge oder Fluchthelfer aufspüren. Einige Wochen später wurde sie den nordkoreanischen Behörden übergeben. Viele Monate lang wurde sie in Einzelhaft gehalten und verhört, ohne je das Tageslicht zu sehen.

Ein Bericht der UNO aus dem Jahr 2014 schätzt, dass es zwischen 80’000 und 120’000 politische Gefangene in nordkoreanischen Arbeitslagern gibt, obwohl es bis zu 200'000 sein könnten. Open Doors schätzt, dass sich darunter 50’000 bis 70’000 Christen befinden.

In Untersuchungshaft

«Gefangene 42» wurde in einem Untersuchungsgefängnis festgehalten. Dorthin werden die meisten Gefangenen zuerst geschickt. Sie werden verhört und gefoltert. Hannah*, die auch in einer solchen Anstalt eingesperrt war, erinnert sich an ihre Zeit dort: «Sie schlugen uns so heftig. Wenn es kein Verhör gab, mussten wir von 5 Uhr morgens bis um Mitternacht in unseren Zellen knien und durften nicht sprechen. Wir bekamen weder Essen noch Wasser und konnten nicht schlafen.»

«Gefangene 42» bestritt fortwährend, dass ihr von chinesischen Christen geholfen worden sei. Vor Gericht wurde sie schliesslich nicht für schuldig befunden, Christin zu sein. Sie wurde zu vier Jahren in einem Umerziehungslager verurteilt.

Zwangsarbeit und ­Umerziehung

«Vor Gericht zu gehen, war ein Sieg», sagt sie. Politische Gefangene werden nie verurteilt, sie verschwinden einfach aus ihrer Zelle. In einem Umerziehungslager werden die Häftlinge gezwungen,  hart zu arbeiten und in Abendkursen alles über die Juche-Ideologie und die Lehren von Kim Il-sung zu lernen. Die Gefangenen werden jedoch normalerweise in ein Lager in der Nähe ihres Herkunftsortes geschickt, sodass ihre Familien ihnen Essen und Kleidung bringen können. Wenn die Gefangenen die Jahre ihrer Strafe überleben, dürfen sie das Lager verlassen, da sie entsprechend ‹umerzogen› wurden.

Auch Hea Woo* war in einem solchen Lager. Sie erinnert sich: «Jeder Tag war eine Qual. Menschen starben und ihre Leichen wurden verbrannt. Die Wachen verstreuten die Asche auf der Strasse. Jeden Tag dachte ich: Eines Tages werden die anderen auf mir gehen.» Glücklicherweise konnte sie schliesslich aus dem Gefängnis und sogar aus Nordkorea entkommen.

«Jeder Tag war ein ­Alptraum»

«Gefangene 42» musste zwölf Stunden pro Tag arbeiten. «Jeder Tag war ein Alptraum. Aber wenigstens war ich nicht mehr alleine in einer Zelle. Schon nur draussen zu sein und den Wind zu spüren, war unglaublich. Zuerst sah ich formlose Gestalten, die sich bewegten. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass dies Menschen waren. Einige waren gebückt. Anderen fehlten Gliedmassen. Ich betrachtete meine eigenen Arme und Beine – sie waren so dünn, dass sie wie Streichhölzer aussahen.»

Wäre «Gefangene 42» in ein politisches Arbeitslager geschickt worden, würden wir ihre Geschichte nicht kennen.

Diese sind jenen vorbehalten, die die «schwersten» Verbrechen begangen haben und als Staatsfeinde gelten, so auch Christen, und die es wagen, die Autorität der herrschenden Kim-Familie in Frage zu stellen. Hier gibt es keine Umerziehungsmassnahmen – diese Menschen gelten als zu weit abgekommen. Es gibt kein Entkommen. Gefangene werden bis auf die Knochen ausgebeutet – wenn sie nicht mehr arbeiten können, werden sie hingerichtet. Manchmal werden sie auch für Experimente missbraucht.

«Gott hat über mich gewacht. Er hielt mich davon ab aufzugeben, als ich am Ende war. Jesus gab mir lebendiges Wasser. Er hielt mich davon ab, mein Leben zu beenden, er half mir, zu ihm zu beten und zu schreien.»
«Gefangene 42»

In Nordkorea sind auch auslän­dische Gefangene inhaftiert:

1. Südkoreanische Gefangene

Nordkorea betrachtet sich als die einzige legitime Regierung ­Koreas und sieht Südkoreaner als seine eigenen Bürger. Im Norden verhaftete Südkoreaner werden nur sehr selten wieder freigelassen. Derzeit wissen wir von sechs südkoreanischen Gefangenen. Der wahre Grund für ihre Verhaftung (und manchmal ihre Entführung aus China) dürfte darin liegen, dass sie nordkoreanischen Flüchtlingen geholfen haben. Sie werden vermutlich genauso hart behandelt wie Nordkoreaner.

2. Chinesische Gefangene

Nordkorea hält auch eine Reihe von ethnischen Koreanern aus China und Han-Chinesen gefangen. Es sind oft Christen, die mit nordkoreanischen Flüchtlingen in China gearbeitet haben und von nordkoreanischen Spionen in der Grenzregion ins Visier genommen wurden. Diese werden in der Regel zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

3. Westliche Gefangene

Westliche Gefangene werden allgemein im Vergleich zu nordkoreanischen Gefangenen viel humaner behandelt, wenn auch nach westlichen Standards immer noch hart. Kenneth Bae, ein US-Koreaner, wurde als Missionar entdeckt, als er eine Tour durch Nordkorea leitete und in seinem Gepäck eine Festplatte gefunden wurde. Er wurde zwei Jahre festgehalten, aber nie geschlagen. «Ich arbeitete von 8 Uhr morgens bis 18 Uhr auf den Feldern, trug Steine, schaufelte Kohle», erzählt er. Er durfte jedoch seine Bibel lesen und Kontakt zu seiner Familie haben.

Auszug Februar 2021 – Magazin


 

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