Nelya trägt ein buntes Kleid und offenes Haar. Sie ist eine lebensfrohe Frau mit einem ansteckenden Glauben. Vor Kurzem hat sie einen Christen geheiratet. Keine arrangierte Ehe, wie die ihrer Eltern. Sie und ihr Mann haben sich beim Theologiestudium kennengelernt und sich ineinander verliebt.
Die junge Frau weiss, dass sie Glück hat, denn ihre Geschichte ist nicht repräsentativ für die Christinnen mit muslimischem Hintergrund in Ländern wie Algerien, Libyen, Mauretanien, Marokko oder Tunesien, die normalerweise starkem Druck ausgesetzt sind. «Leider gibt es viele Geschichten, die mich traurig machen über die Situation der Frauen», sagt sie.
In ganz Nordafrika haben die christlichen Frauen grosse Mühe, einen Ehemann zu finden, der ihren Glauben teilt. «Viele sagen, dass sie eigentlich keine Wahl haben, denn es ist eine Schande für ein Mädchen, mit über 25 noch nicht verheiratet zu sein. Es ist gewissermassen durch die Ehe, dass man wirklich als Frau anerkannt wird. Diese Denkweise herrscht auch in gewissen Kirchen. Man sieht oft vierzig- und sogar fünfzigjährige Männer, die Mädchen in den 20ern einen Heiratsantrag machen», erklärt Nelya.
Andere Frauen fühlen sich so bedrängt, dass sie einen Muslim heiraten. «In den meisten Fällen wird es für sie sehr schwierig sein, an ihrem Glauben festzuhalten», meint Nelya. «Einige werden Jesus weiterhin heimlich folgen. Es ist sehr selten, dass sich auch der Ehemann zu Jesus bekehrt.»
In der islamischen Kultur sind Männer und Frauen nicht gleichgestellt. Dies macht es für christliche Frauen sehr schwierig, andere Christen zu treffen, da sie ihr Haus nur in Begleitung eines männlichen Familienmitgliedes verlassen dürfen.
Nelya bezeichnet die Verfolgung, der die Frauen in Nordafrika ausgesetzt sind, als «moralische Verfolgung». Von ihren Familien und der Gesellschaft abgelehnt, können sie von ihren Familien unter Hausarrest gestellt werden. Sie stossen auf Widerstand, wenn sie einen christlichen Mann heiraten wollen. Die Familie übt starken Druck auf sie aus, damit sie die muslimischen Traditionen befolgen und ihren Glauben an Jesus aufgeben. «Es kommt vor, dass Frauen von ihren Familien vertrieben werden und die Kirche sich dann um sie kümmert», sagt sie weiter.
Nordafrika ist seit mehr als tausend Jahren vom islamischen Denken geprägt. So hat dieses natürlich auch die Kirche beeinflusst, die sich aus Konvertiten aus dem Islam zusammensetzt. Viele Pastoren erheben sich gegen häusliche Gewalt, die als kulturell akzeptabel gilt, selbst für Älteste und Gemeindeleiter. Doch Nelya sieht Fortschritte: «Die Kirche unterstützt die Frauen zunehmend. In der Leiterschulung, die wir mit der Unterstützung von Open Doors anbieten, kommt beispielsweise die Stellung der Frau aus biblischer Sicht zur Sprache. Der Kurs richtet sich an Männer und an Frauen.» Die Frauen nehmen ihren Platz auch in den Schulungen zum Thema Traumabewusstsein ein, die in Nordafrika vermehrt organisiert werden.
Aber der Wandel wird Zeit brauchen: «Es gibt viel zu tun, und wir müssen mit Geduld und Weisheit vorgehen», meint Nelya abschliessend.
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