Er erinnert sich: «Es war sehr dunkel. Ich konnte kaum etwas im Meer erkennen. Mein älterer Bruder rief mich an den Strand. Dort warteten etwa 500 Menschen. Ich wusste nicht, was los war. Ich war noch ein Teenager! Ich erinnere mich an ein riesiges Schiff ohne Flagge, das sich langsam dem Hafen näherte. Die Leute am Strand schienen sehr besorgt zu sein. Dann wurde ein kleines Gummiboot vom Schiff heruntergelassen. Ich sah, wie mein Bruder zum Boot ruderte und mit einem Fremden sprach, vielleicht dem Kapitän.
Nach einer Weile begannen sie zu arbeiten. Mein Bruder und drei andere Männer zogen das Schlauchboot mit einem dicken Seil an Land. Es war mit Paketen beladen. Sie luden die Pakete am Strand ab und zogen ein anderes Schlauchboot ans Ufer. Unzählige Schachteln* sammelten sich an.»
Um sie herum wateten chinesische Gläubige im Wasser, um die Bibeln an den Strand zu bringen und sie an einem sicheren Ort am Rande der Bucht zu deponieren. Es waren nicht 100 oder 500, sondern 5000 Menschen, die in dieser Nacht eingeschaltet waren, um die Landung erfolgreich zu vollenden.
«Ein paar Stunden später stürmten Soldaten mit Taschenlampen an den Strand. Mein Bruder liess mich rennen! Eine Menge Leute befanden sich in der Nähe des Strandes, weil sie gehört hatten, es gäbe dort etwas Wertvolles zu holen.»
Xiaos Bruder Da Chen fügt hinzu: «Gott hat uns gerettet! Die meisten Christen hatten den Strand verlassen, bevor die Soldaten eintrafen. Der Schlepper war ebenfalls verschwunden. Viele Schachteln schwammen noch im Meer. Die Soldaten nahmen mehrere Christen fest und bedrohten sie. Sie warfen auch einige Bibeln auf einen Haufen und versuchten, sie zu verbrennen.»
Schliesslich warfen sie die Bibeln ins Meer und sie wurden weggeschwemmt. Sie wurden von Fischern aufgefangen und in der nächsten Stadt verkauft!
Die gelieferten Bibeln waren bald im ganzen Land im Umlauf. In gewissen Fällen dauerte das Verteilen fünf Jahre, und manche Christen wurden deshalb verhaftet oder eingesperrt. Für die chinesischen Gläubigen war jede Bibel tatsächlich eine «Perle von grossem Wert», wie es im Matthäus-Evangelium (13,44) heisst. Dieser Bibelvers gab dem Projekt seinen Namen.
Vierzig Jahre nach dem Projekts «Perle» ist die Religionsfreiheit in China immer noch nicht gewährleistet. Das Land liegt aktuell auf Platz 17 des Weltverfolgungsindex. Zwar ist die Bibel in registrierten Kirchen heute frei zugänglich, aber die Christen werden weiterhin streng überwacht. Seit 2020 hat der Druck sogar noch zugenommen: zur Ernennung von Pastoren braucht es nun die Zustimmung des Staates und auch das Kirchenprogramm muss staatlich genehmigt werden. Daraus ist klar ersichtlich, dass die christliche Botschaft der Regierung missfällt und sie deren Sinn zu verändern sucht.
* Jede Schachtel enthielt 45 Bibeln (N.d.R.)
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