
Kontrastreiche Veränderungen
Ein Jahr nach dem Sturz des Regimes hat sich die Lage in Syrien grundlegend verändert. Einerseits gab es positive Entwicklungen: Die Stromversorgung hat sich im ganzen Land verbessert, die Märkte sind geöffnet, die Bürger haben neue Beschäftigungsmöglichkeiten und können ihre Meinung freier äussern, ohne Verfolgung befürchten zu müssen. Syrien hat erste Schritte unternommen, um wieder Anschluss an die internationale Gemeinschaft zu finden.Instabilität und Gewalt
Zu dieser Instabilität kommen zwei schwere Gewaltvorfälle hinzu. Im März 2025 wurde die alawitische Bevölkerung in den Küstengebieten Opfer einer schrecklichen Gewalttat, bei der mehr als 1000 Menschen ums Leben kamen (anderen Quellen zufolge 2100).Syrische Christen: Von allgemeiner Besorgnis zu gezielter Gewalt
Die sunnitischen Wurzeln der neuen Regierung haben bei der christlichen Bevölkerung grosse Besorgnis ausgelöst. Der islamische Einfluss kontrolliert nun die Staats- und Regierungsinstitutionen. «Überall scheint ein Scheich die wichtigen Entscheidungen zu treffen, sowohl in der Regierung als auch an den Kontrollposten», erklärten mehrere christliche Verantwortliche.Besondere Herausforderungen für Kinder und Frauen
Im Vergleich zu früher hören Kinder, die öffentliche Schulen besuchen, häufiger beleidigende Äusserungen von ihren Mitschülern. «Die Situation ist so schwierig, dass einige Familien unserer Gemeinde darauf verzichtet haben, ihre Kinder zur Schule zu schicken, weil sie aufgrund ihrer christlichen Religion beleidigt wurden», erklärte Pater Yohana, Priester der syrisch-orthodoxen Kirche in Homs. Daher haben einige Familien beschlossen, die Transportkosten zu übernehmen und ihre Kinder zum Schulbesuch in Dörfer in ländlichen Gebieten mit christlicher Mehrheit zu schicken, anstatt sie in der Stadt zu lassen. «Noch trauriger ist, dass die Kirche machtlos ist, diese Realität zu ändern», fügt er hinzu.Gemeindeleiter und Kleinunternehmer ausgegrenzt
Selbst Gemeindeleiter werden Opfer von Übergriffen. «Letzte Woche haben mich plötzlich Leute auf der Strasse angespuckt. Sie kamen nicht aus der Gegend. Ich bin einfach gegangen, ohne zu reagieren, denn so verhalten wir uns als Christen nicht», erzählt Pater Isaac aus Homs traurig.Die Versuchung, vor Unsicherheit und Drohungen zu fliehen
Kürzlich wurden auch Morddrohungen gegen Christen an Kirchenwänden und in christlichen Stadtvierteln hinterlassen.Norden des Landes unter kurdischer Kontrolle
Der Norden Syriens ist nach wie vor unter kurdischer Kontrolle. In diesem Schuljahr haben die kurdischen Behörden die Verwendung des Lehrplans in kurdischer Sprache in allen Schulen vorgeschrieben. Dies führte zur Schliessung von 14 christlichen Schulen, die auf Arabisch unterrichteten. Nach langen Verhandlungen haben die Behörden den Kirchen schliesslich erlaubt, ihre Schulen zu öffnen und den syrischen Lehrplan zu unterrichten. Die Kinder haben seit Beginn des Schuljahres mehr als einen Monat Rückstand. «Der Glaube unserer Kinder und ihr Vertrauen in die Kirche motivieren sie, geduldig zu sein und in ihrer Heimat zu bleiben», erklärt Morris, syrisch-orthodoxer Bischof von Al-Jazeera.
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