Nachrichten Europe | 21 März 2020

Corona: Lernen von verfolgten Christen

Das Coronavirus bestimmt mittlerweile unseren Alltag: Es gilt ein landesweites Kontaktverbot, Veranstaltungen wurden abgesagt, Schulen und Kindergärten sind geschlossen, Toilettenpapier und Nudeln werden gehamstert. Wie leicht tendieren wir dazu, uns von Angst leiten zu lassen, wenn die Welt um uns herum im Chaos versinkt.

 

 
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Das Coronavirus bestimmt mittlerweile unseren Alltag: Es gilt ein landesweites Kontaktverbot, Veranstaltungen wurden abgesagt, Schulen und Kindergärten sind geschlossen, Toilettenpapier und Nudeln werden gehamstert. Wie leicht tendieren wir dazu, uns von Angst leiten zu lassen, wenn die Welt um uns herum im Chaos versinkt. Als Christen haben wir jedoch einen anderen Auftrag: «Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit» (2. Timotheus 1,7). Aber wie leben wir in diesem Geist, von dem Paulus hier spricht?

Unsere Situation ist nicht mit dem zu vergleichen, was unsere verfolgten Geschwister erleben. Und trotzdem können wir in Zeiten wie diesen einiges von ihnen abschauen. Denn sie wissen sehr gut, wie es ist, in Unsicherheit, Schmerz und Leid zu leben – und inmitten all dessen Jesu Wirken zu erfahren. Was also können wir von unseren verfolgten Geschwistern lernen?


Verfolgte Christen lehren uns, im Angesicht des Sturms zu beten

1. Wir sind Teil einer grossen Familie, die sich gegenseitig unterstützt

Als Christen sind wir Teil des einen Leibes Christi (Römer 12,5). Wie wichtig es ist, dass wir uns gegenseitig ermutigen und füreinander einstehen – gerade in Zeiten von Verfolgung, Leid, Schmerz und Angst – berichtet Mohan* aus Indien. Sein Haus wurde zerstört, weil er Jesus nachfolgt. «Wir zitterten vor Angst. Doch dann erinnerte ich mich an unsere Gemeinde und an die Liebe, die uns als Kirche verbindet; daran, dass wir uns gegenseitig helfen.» Wem können wir heute helfen, indem wir ihn ermutigen, für ihn und mit ihm beten?


 Der Beistand anderer Christen ermutigte Mohan* (©Foto: Brittany Buongiorno)

Gott ist an unserer Seite, auch wenn es nicht immer leicht ist, sein Wirken und seinen Plan zu sehen. Zeiten wie diese lehren uns ganz neu, an ihm festzuhalten und ihm zu vertrauen. Kommen wir im Gebet vor Gott und lassen wir uns von ihm stärken und ermutigen.

2. Wir sind nicht allein

Die Behörden fordern uns auf, zu Hause zu bleiben, um die anfälligsten Menschen zu schützen. Aber soziale Isolation bedeutet nicht, dass wir allein sind. Uns ist eine grosse Wolke von Zeugen vorausgegangen (Hebräer 12,1). Asuncion ist ein Christ in Mexiko, der wegen seines Glaubens aus seinem Dorf vertrieben wurde. Er hat an einer Schulung zur Vorbereitung auf Verfolgung teilgenommen: «Ich habe gelernt, dass wir damit nicht allein sind. Wir sind weder die Ersten noch die Letzten, die verfolgt werden.»

Wir sind auch nicht die ersten Christen, die in Zeiten der Not leben. Unsere Glaubensgeschwister und die Christen aus der Vergangenheit belegen dies. Der Schwarze Tod im Mittelalter und die Spanische Grippe (von Oktober 1918 bis Mai 1919 forderte die Grippeepidemie allein 25’000 Todesopfer in der Schweiz) haben die Kirche nicht ausgelöscht. Wir sind nicht allein: Wir stützen uns auf das Gebet und auf den Heiligen Geist, um Mut zu schöpfen.

3. Gott trägt uns durch – ihm können wir vertrauen

Gott verspricht uns in seinem Wort nicht, dass wir nicht Verfolgung, Bedrängnis, Leid erleben werden. Doch er verspricht uns, dass er denjenigen, die sich auf ihn verlassen, die nötige Kraft schenken wird, dieses Leid durchzustehen (Jesaja 40,31).

Dass Gott seine Zusagen hält, hat Achiam* aus dem Tschad in ihrem eigenen Leben erfahren. Sie ist die einzige Christin in ihrem Dorf, wurde wegen ihres Glaubens an Jesus von ihrem Bruder geschlagen und von ihrer Familie beschimpft. Doch sie hält an Jesus fest: «Ich weiss, dass diese Situation nicht so schnell vorbei sein wird», erzählte sie uns. «Doch ich weiss, dass mein Gott mir weiterhin die Kraft schenken wird, auszuharren. […] Ich habe ihnen gesagt, dass ich Christ bin und dass nichts auf der Welt mich davon abbringen könnte. Und Gott hat seitdem nicht aufgehört, mich durchzutragen.»


Achiam* erlebt, wie Jesus sie durchträgt

Von unseren verfolgten Geschwistern hören wir viele ermutigende Zeugnisse, wie Gott sie durch harte Zeiten getragen und nicht im Stich gelassen hat. Ein indischer Christ, der aus seiner Dorfgemeinschaft ausgestossen wurde, weil er Jesus nachfolgt, macht deutlich, wie wichtig das Gebet ist: «Oft, wenn ich mutlos war, verbrachte ich Zeit im Gebet. Im Gebet habe ich neuen Mut bekommen, Gott zu vertrauen.» Lassen wir uns von Corona nicht in die Knie zwingen, sondern gehen wir aktiv auf die Knie und beten wir!

4. Jesus hat die Welt überwunden – und wir sind Überwinder in ihm

In Johannes 16,33 ermutigt uns Jesus: «In dieser Welt werdet ihr Angst haben. Doch seid getrost, ich habe die Welt überwunden.» Es ist nicht immer leicht, sich diese Zusage ins Gedächtnis zu rufen und daran festzuhalten, dass Jesus alles überwunden hat, was auf dieser Welt passiert. Eine Pandemie, Naturkatastrophen, politische Krisen, Verfolgung: Jesus hat es überwunden! In dieser Gewissheit können wir durch schwere Zeiten gehen.

Diese Gewissheit trägt auch Pastor Marcus aus Nigeria, dessen Gemeinde von Boko Haram niedergebrannt wurde. Er teilt ein beeindruckendes Gebet mit uns. Ein Gebet, das dem Wissen entspringt, dass Jesus überwunden hat und uns die Kraft gibt, damit wir «mehr als Überwinder» (Römer 8,37) werden. «Wir beten nicht, dass Gott die Bedrängnis wegnimmt», sagt Marcus. «Wir beten, dass Gott uns die Gnade schenkt, damit wir standhaft bleiben.» Beten wir mit ihm!


Pastor Marcus lebt aus der Kraft Jesu.

5. Mehr als Überwinder, durch Jesus

«Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blösse oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe. Nein, in all diesen Dingen sind wir mehr als Eroberer durch den, der uns geliebt hat» (Römer 8,35-37).

Man könnte «Epidemie» auf die Liste setzen, die Paulus hier aufführt. Die verfolgten Christen kennen diese Realität. Sie erleben die Wahrheit des Evangeliums.

In Indien ist der Sozialboykott eine häufige Form der Verfolgung, die eine christliche Familie erfährt, wenn sie sich dem Christentum zuwendet. Für unverheiratete Konvertiten ist der Druck noch grösser. Tara ist zum Beispiel in ihrem eigenen Haus isoliert wegen ihres Glaubens. Sie sagt: «Niemand spricht mit mir. Ich muss mein eigenes Essen abgeschieden kochen, weil ich die Küche nicht betreten darf. Ich könnte sonst das Essen und das Wasser mit meinem unreinen Glauben beschmutzen!»

Lohnt es sich wirklich, den Glauben unter solchen Bedingungen zu bewahren? Tara wurde von dieser Frage hin- und hergerissen. Sie schweigt einen Augenblick und sagt dann, wie ein Geständnis:

«Wegen der Verfolgung versuchte ich einmal, Jesus zu verlassen, aber ich fühlte mich leer. Diese Leere könnte ich ohne ihn nie füllen. Ich kann Jesus nicht verlassen. Er hilft mir, trotz der Ablehnung und Einsamkeit stark zu bleiben.»

Das Beispiel von Tara erinnert uns daran, dass Jesus den Sieg bereits davongetragen hat und dass uns seine Liebe jederzeit umgibt, selbst unter den angstvollsten Umständen.

6. Jesus ist unsere Zuflucht

Lazar*, ein Gemeindeleiter aus Zentralasien, erzählt, wie es ihm erging, nachdem die Polizei seine Gemeinde durchsucht und alle Bibeln und christlichen Bücher konfisziert hatte: «Am Abend nach der Razzia las ich Psalm 91. Gott ist meine Zuflucht und Stärke. In ihm bin ich geborgen. Ich will nicht zulassen, dass ich von Angst regiert werde, denn das hilft niemandem.» Auch wir dürfen uns auf diese Gewissheit stellen, dass Jesus unsere Zuflucht ist und dass wir in Gottes Hand geborgen sind, egal was um uns herum geschieht!


Die Worte aus Psalm 91 gaben Lazar* neuen Mut (Symbolbild: Christen aus Zentralasien beim Bibelstudium)

7. Gott verlässt uns nicht

Wo ist Gott in Zeiten wie diesen? Warum hat er die Ausbreitung des Virus nicht verhindert? Warum greift er nicht ein, um jedes Leben zu retten? Warum geschieht das?

Diese schwierigen Fragen stellen sich die Menschen schon seit Urzeiten. Aber Gott ist da, wenn wir es wagen, zu ihm zu kommen. Seine Wege sind nicht unsere Wege. Doch wir können darauf vertrauen, dass er seinen vollkommenen Willen ausführen wird. Er ermutigt uns, an seinem Plan für die Welt teilzunehmen.

Für die Christen, die Verfolgung erfahren haben, mag das Leiden für den Namen Jesu ungerecht oder gar unnötig erscheinen. Doch sehr oft haben sie eine ganz andere Botschaft. «Ich bin immer wieder über die unergründliche Weise erstaunt, auf die Gott unsere Gebete erhört hat und auf unsere Bedürfnisse eingegangen ist», sagt Aditi*, eine 16-jährige indische Christin, deren Familie schwer verfolgt wurde.

«Die ganze Zeit wollte Gott uns nur lehren, dass wir ihm vertrauen können. Und jetzt wissen wir, dass er unser Vertrauen verdient. Er hat uns nie im Stich gelassen.»

* Namen geändert


 

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